BCS beim Pferd – Der komplette Leitfaden für Reiter und Halter

Die Beurteilung des Ernährungszustandes (Body Condition Scoring, kurz BCS) ist die praktischste und wissenschaftlich am besten abgesicherte Methode, um die Fettabdeckung und den Ernährungszustand eines Pferdes zu beurteilen.

Das System wurde 1983 von Don Henneke an der Texas A&M University entwickelt und gilt bis heute weltweit als Standard, da es in hohem Maß mit dem tatsächlichen Körperfettanteil von Stuten korreliert.

Laut der Association for Pet Obesity Prevention (APOP) und begutachteten Studien im Equine Veterinary Journal liegt der ideale BCS-Wert für die meisten Pferde zwischen 4,5 und 6(6,5).

Ein Wert unter 4 weist auf einen Energiedefizit oder gesundheitliche Probleme hin, während ein Wert über 6,5 auf Übergewicht oder Fettleibigkeit hindeutet – Zustände, die das Risiko für Insulin-Dysregulation, Hufrehe (Laminitis) und Gelenkbelastungen deutlich erhöhen.

Eine korrekte Beurteilung des BCS hilft Pferdebesitzerinnen und -besitzern, das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und die Langlebigkeit ihrer Tiere in allen Disziplinen zu sichern.

1.  Das BCS-System

Pferdegesundheit Leitfaden

Die Henneke-Skala bewertet Fettablagerungen sowohl visuell als auch durch Abtasten (Palpation) an sechs anatomisch festgelegten Körperstellen: Hals bzw. Mähnenkamm, Widerrist, Bereich hinter der Schulter, Rippen, Lenden- bzw. Rückenpartie sowie Schweifansatz (Kruppenansatz).

Jede dieser Regionen erhält eine Einzelbewertung von 1 bis 9, deren Durchschnitt den Gesamt-BCS-Wert ergibt.

Die Stärke dieses Systems liegt in seiner Einfachheit und Wiederholbarkeit. Selbst ohne Waage kann eine erfahrene Person den Ernährungszustand eines Pferdes innerhalb weniger Minuten einschätzen und Veränderungen frühzeitig erkennen, noch bevor sie äußerlich sichtbar werden.

Luridiana et al. (2025) bestätigen, dass der BCS-Wert mit Stoffwechselparametern und reproduktivem Erfolg korreliert. Damit gilt die Methode als grundlegendes Instrument im Pferdemanagement.

Parameter BCS-Bereich Was man ertasten oder beobachten sollte
Hals / Mähnenkamm Fettansammlung entlang der oberen Halspartie Achten Sie auf Dicke, Festigkeit oder eine „kammartige“ Wölbung
Widerrist Polsterung zwischen Schulterblatt und Halsbasis Übergang glatt oder kantig?
Schulter Verbindung zwischen Schulter und Rumpf Fettfüllung hinter der sogenannten „Schultertasche“
Rippen Fettüberzug und Tastbarkeit Sind Rippen sichtbar, leicht tastbar oder unter Fett verborgen?
Lenden / Rücken Ebenheit oder Rinne entlang der Oberlinie Rückenkamm (mager) vs. Rückenrinne (fett)
Schweifansatz / Kruppenansatz Fettablagerungen rund um den Schweifansatz Spitzer, glatter oder gewölbter Fettpolster?

1.1. Wissenschaftlicher Hintergrund und Validierung

Die ursprüngliche Studie von Don Henneke (1983) mit dem Titel „Relationship between condition score, physical measurements and body fat percentage in mares“ belegte erstmals eine lineare Beziehung zwischen dem BCS-Wert und dem tatsächlich gemessenen Körperfettanteil von Stuten.

Damit wurde das System nicht nur zu einem visuellen Beurteilungsinstrument, sondern zu einem wissenschaftlich reproduzierbaren Indikator für den Ernährungszustand von Pferden.

Spätere Forschungen bestätigten, dass der Body Condition Score eng mit der Fortpflanzungsleistung bei Stuten, der Insulinsensitivität bei übergewichtigen Pferden sowie mit den Rehabilitationsraten unterernährter Tiere korreliert.

So zeigte etwa eine Untersuchung von Cavinder et al. (2009), dass Stuten mit einem BCS unter 5 eine verzögerte Ovulation und geringere Trächtigkeitsraten aufwiesen. Umgekehrt waren Ponys und leichtfuttrige Rassen mit einem BCS über 7 deutlich anfälliger für das Equine Metabolische Syndrom (EMS) und für Hufrehe, zwei häufige Folgeerkrankungen übermäßiger Fettablagerung.

2.  Detaillierte Beschreibung der einzelnen BCS-Stufen

BCS Pferd Bewertung final

BCS 1 – Abgemagert / Ausgehungert

Ein Pferd mit einem BCS von 1 ist lebensbedrohlich unterernährt. Die Knochen von Hals, Schulter, Rippen und Hüfte treten deutlich hervor, und nirgends am Körper ist Fett tastbar. Die Rückenlinie wirkt eingefallen, der Schweifansatz steht scharf hervor, und der Muskelabbau ist massiv fortgeschritten.

Dieser Zustand entsteht in der Regel durch langandauernden Nahrungsmangel, chronische Erkrankungen, Parasitenbefall oder schwere Vernachlässigung. Pferde in diesem Stadium haben eine geschwächte Immunabwehr, eine eingeschränkte Organfunktion und Probleme bei der Wärmeregulation.

Eine sofortige tierärztliche Behandlung ist zwingend erforderlich. Der Wiederaufbau des Ernährungszustandes muss langsam und kontrolliert erfolgen, um das gefährliche „Refeeding-Syndrom“ zu vermeiden.

Der empfohlene Plan beginnt mit häufigen, kleinen Mahlzeiten aus hochwertigem Raufutter (z. B. gutem Heu, eventuell luzernehaltig) und einer schrittweisen Steigerung der Energiezufuhr unter tierärztlicher Aufsicht.

BCS 2 – Sehr mager

In diesem Stadium zeigt das Pferd nur eine minimale Fettschicht über den Rippen und am Schweifansatz, wirkt jedoch insgesamt weiterhin skelettartig. Die Dornfortsätze der Wirbelsäule sowie die Hüftknochen sind deutlich erkennbar, und die Muskulatur ist schwach ausgebildet. Oft wirkt das Pferd antriebslos oder apathisch, insbesondere bei Belastung.

Obwohl dieser Zustand weniger akut lebensbedrohlich ist als ein BCS 1, weist er dennoch auf eine chronische Unterversorgung hin.

Eine kontrollierte Steigerung der Energiezufuhr um etwa 15 – 20 % durch die Gabe von Luzerne (Alfalfa), Rübenschnitzeln (eng. Beet pulp) oder fettbasierten Ergänzungsfuttermitteln ein sicheres und nachhaltiges Anheben des Körperzustandes Richtung BCS 4 ermöglichen.

Begleitend sollte eine tierärztliche Untersuchung erfolgen, um Zahnprobleme, Parasitenbefall oder andere gesundheitliche Ursachen für den schlechten Ernährungszustand auszuschließen. Eine allmähliche Futterumstellung mit Schwerpunkt auf hochwertigem Raufutter und ausgewogenem Mineralstoffhaushalt bildet die Grundlage für eine stabile Erholung.

BCS 3 – Dünn

Ein Pferd mit einem BCS von 3 beginnt langsam, wieder Körperkonturen zu entwickeln, verfügt jedoch noch nicht über ausreichende Fettreserven. Die Rippen sind klar sichtbar, wenn auch nicht mehr scharf hervortretend. Der Schweifansatz steht noch leicht hervor, und der Widerrist erscheint spitz anstatt abgerundet.

Dieser Zustand tritt häufig bei Pferden in Genesung nach einer Krankheit oder bei Tieren in mittlerem Trainingsumfang ohne angepasste Futterration auf. Obwohl kein akuter Lebensgefahr besteht, ist dieser Ernährungszustand für die meisten Leistungs- und Zuchtpferde nicht optimal.

Das Management zielt darauf ab, die Qualität des Grundfutters zu erhöhen und schrittweise zusätzliche Energie über gut verdauliche Faser- und Fettquellen bereitzustellen. Kraftfutter mit hohem Stärkegehalt sollte vermieden werden, um den empfindlichen Stoffwechsel in dieser Phase nicht zu überlasten.

Geeignet sind beispielsweise Luzerne-Heu, Rübenschnitzel (eng. Beet pulp) und pflanzliche Öle wie Lein- oder Reiskeimöl. Die Futterumstellung sollte langsam erfolgen, wobei regelmäßige Gewichtskontrollen und eine wöchentliche BCS-Neubewertung empfohlen werden, bis der Zielbereich von 4–5 erreicht ist.

BCS 4 – Mäßig dünn

Body Condition Score Pferd

Ein Pferd mit einem BCS von 4 zeigt bereits ein harmonischeres Erscheinungsbild. Die Rippen sind nur noch schwach sichtbar. Der Widerrist und die Schulterpartie beginnen sich zu abrunden, und die Rückenlinie verläuft gerade, ohne eine deutliche Rinne oder Erhebung.

Für arbeitende Pferde oder Ausdauersportler kann dieser Zustand (BCS 4,5) durchaus akzeptabel sein. Ein etwas schlankerer Körperbau verbessert die Wärmeabgabe und verringert die mechanische Belastung der Gelenke bei längerer Bewegung.

Für Freizeit- oder Reitpferde im normalen Gebrauch weist ein BCS von 4 jedoch darauf hin, dass das Tier von etwas mehr Fettreserve profitieren könnte – sowohl zur Energiespeicherung als auch zur Thermoregulation in kühleren Jahreszeiten.

Laut Empfehlungen von Kentucky Equine Research (KER) sollten Pferde in diesem Bereich eine ausgewogene Ration mit ausreichendem Eiweißgehalt (10–12 %) und einer guten Versorgung mit essentiellen Aminosäuren erhalten. Diese Nährstoffe sind entscheidend, um die Muskelsubstanz zu erhalten und gleichzeitig eine gleichmäßige Fettauflagerung aufzubauen.

Ein hochwertiges Heu, kombiniert mit einer angepassten Menge an energiereichen, aber stärkearmen Futtermitteln, unterstützt eine kontrollierte Gewichtszunahme in Richtung des Idealbereichs von BCS 5–6.

BCS 5 – Mittel (Idealzustand für die meisten Pferde)

Ein Pferd mit einem BCS von 5 befindet sich im optimalen Erhaltungszustand. Die Rippen sind nicht sichtbar, können jedoch leicht ertastet werden. Widerrist und Schulterpartie gehen harmonisch ineinander über, und am Schweifansatz liegt eine weiche Fettschicht. Der Rücken verläuft eben, ohne sichtbare Rinne oder Erhebung.

Dies ist der sogenannte „Erhaltungs-Idealzustand“ für Freizeit- und Reitpferde. Tiere in diesem Bereich zeigen in der Regel ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Energieaufnahme und Energieverbrauch.

Pferdebesitzerinnen und -besitzer sollten bestrebt sein, ihre Pferde in diesem Bereich zu halten, indem sie die Fütterung an jahreszeitliche Veränderungen des Weideangebots und an das Arbeitsniveau anpassen.

In der Praxis bedeutet das: im Frühjahr und Sommer, wenn Weiden energiereich sind, sollte die Kraftfuttermenge reduziert werden, während im Winter gegebenenfalls energiedichtes Raufutter (z. B. Heulage oder Luzerne) ergänzt werden kann. Ein Pferd im BCS 5 zeigt in der Regel eine gute Muskulatur, stabile Leistungsfähigkeit und gesunde Haut- und Fellstruktur – Kennzeichen eines ausgewogenen Stoffwechsels.

BCS 6 – Mäßig fleischig

Ein Pferd mit einem BCS von 6 zeigt sichtbare Fettablagerungen entlang des Halses und hinter der Schulter. Die Rippen sind noch tastbar, erfordern jedoch deutlicheren Druck, um wahrgenommen zu werden. Entlang der Rückenlinie entsteht eine leichte Vertiefung (Rückenrinne), die auf zunehmende Fettpolsterung hinweist.

Dieser Zustand ist häufig bei Pferden mit energiereicher Fütterung (z. B. Kraftfutter mit hohem Stärkeanteil) oder bei eingeschränkter Bewegung zu beobachten. Obwohl das Pferd noch nicht als fettleibig gilt, befindet es sich bereits am oberen Rand des Idealbereichs.

Ein vorausschauendes Management ist daher entscheidend:

Die Bewegungsintensität sollte gesteigert werden (z. B. durch regelmäßiges Longieren, Cavalettiarbeit oder längere Schrittphasen), und das Futter sollte auf Raufutter mit niedrigerem NSC-Gehalt (Non-Structural Carbohydrates) umgestellt werden.

Zudem empfiehlt es sich, das Gewicht monatlich zu kontrollieren und den BCS-Wert regelmäßig zu dokumentieren, um eine schleichende Gewichtszunahme rechtzeitig zu erkennen.

BCS 7 – Fleischig

Bei einem BCS von 7 sind die Rippen nur schwer zu ertasten, und die Fettablagerungen werden an mehreren Körperstellen deutlich sichtbar – insbesondere am Schweifansatz, am Mähnenkamm und im Bereich des Widerrists. Die Rückenrinne ist nun ausgeprägter, und das gesamte Erscheinungsbild wirkt weich und rundlich.

In dieser Phase betritt das Pferd den kritischen Bereich für Stoffwechselstörungen. Eine dauerhafte Überfütterung in Kombination mit Bewegungsmangel kann eine Insulin-Dysregulation auslösen, die das Risiko für Hufrehe (Laminitis) und das Equine Metabolische Syndrom (EMS) deutlich erhöht.

Das Management sollte daher konsequent angepasst werden:

  • Reduktion der Kalorienzufuhr,
  • Einführung eines regelmäßigen Ausdauertrainings mit kontrollierter Puls- und Belastungssteigerung,
  • Begrenzte Weidezeiten oder die Nutzung von Fressbremsen (eng. Grazing muzzles), um die Grasaufnahme zu kontrollieren,
  • Alternativ kann eine trockene Koppel (eng. Dry lot) verwendet werden, um Bewegungsmöglichkeit ohne übermäßige Energieaufnahme zu ermöglichen.
Pferde in diesem Bereich profitieren stark von konsequenter Bewegungskontrolle, ausgewogener Mineralstoffzufuhr und regelmäßiger tierärztlicher Überwachung.

BCS 8 – Fett

Ein Pferd mit einem BCS von 8 weist deutliche Fettwülste entlang des Halses und der Kruppe auf. Die Rippen sind kaum oder gar nicht mehr tastbar, und entlang der Rückenlinie verläuft eine tiefe Rinne. Das Fettgewebe am Schweifansatz fühlt sich häufig verhärtet an – ein Hinweis auf langanhaltende Fetteinlagerung.

Ein solches Maß an Übergewicht beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit, die Thermoregulation und die Bewegungsmechanik erheblich. Pferde mit einem BCS zwischen 8 und 9 deutlich erhöhte Nüchtern-Insulin- und Triglyzeridwerte, die beide als Risikofaktoren für das Auftreten von Hufrehe (Laminitis) gelten.

Das Management erfordert sofortige tierärztliche Maßnahmen:

  • Erstellung eines gezielten Gewichtsreduktionsplans in Zusammenarbeit mit Tierarzt und Fütterungsberater,
  • Durchführung eines metabolischen Screenings (Blutzucker-, Insulin- und Leberwertkontrolle),
  • Fütterung ausschließlich von analysiertem, zuckerarmen Heu mit einem NSC-Gehalt unter 10 %, das gegebenenfalls gewässert werden sollte, um lösliche Kohlenhydrate zu reduzieren,
  • Steigerung der Bewegung in kleinen, schrittweisen Etappen, um Belastungsverletzungen zu vermeiden.
Pferde mit BCS 8 benötigen eine konsequente, langfristig angelegte Betreuung, da abrupte Futterkürzungen oder übermäßiges Training gesundheitliche Risiken bergen. Eine Kombination aus kontrollierter Energiezufuhr, regelmäßiger Bewegung und veterinärmedizinischer Überwachung ist entscheidend, um die Rückkehr in einen sicheren BCS-Bereich (5–6) zu ermöglichen.

BCS 9 – Sehr fett / fettleibig

Dies ist die gefährlichste Kategorie innerhalb der Henneke-Skala. Das Pferd zeigt eine tiefe, rinnenförmige Vertiefung entlang des Rückens, ausgeprägte Fettpolster am Schweifansatz und hinter den Schultern sowie einen dicken, harten Fettkamm am Hals. Die Rippen sind vollständig von mehreren Fettschichten überlagert und nicht mehr tastbar.

Eine derart ausgeprägte Fettleibigkeit beeinträchtigt die Gelenkgesundheit, die Fruchtbarkeit, die Atmung und die gesamte Stoffwechselfunktion massiv. Krankheiten wie das Equine Metabolische Syndrom (EMS), Hufrehe (Laminitis) und Herz-Kreislauf-Belastungen treten in diesem Stadium häufig auf.

Das Ziel einer Behandlung liegt hier nicht mehr in der ästhetischen Korrektur, sondern in der Erhaltung der Lebensfähigkeit des Pferdes.

Ein tierärztlich überwachtes Rehabilitationsprogramm ist zwingend erforderlich und darf nicht eigenmächtig durchgeführt werden:

  • Reduktion der Futtermenge,
  • Vollständiger Verzicht auf Getreide und stärkehaltige Futtermittel,
  • Bewegung unter Aufsicht, beginnend mit kurzen, gelenkschonenden Einheiten, um Überlastungen zu vermeiden,
  • Ergänzend dazu sind regelmäßige Hufpflege und periodische Blutuntersuchungen (Glukose-, Insulin- und Leberwerte) notwendig, um den Stoffwechselverlauf engmaschig zu überwachen.
In diesem Stadium geht es darum, den Stoffwechsel zu stabilisieren, die Belastung für Herz, Gelenke und Hufe zu reduzieren und das Pferd langsam, aber gezielt wieder in einen gesunden Konditionsbereich (BCS 5–6) zu führen. Nur durch konsequente tierärztliche Begleitung und langfristige Ernährungsumstellung kann das Risiko lebensbedrohlicher Folgeerkrankungen nachhaltig gesenkt werden.

2.2. Cresty Neck Scoring (CNS) – Beurteilung der Fettansammlung am Mähnenkamm

Neben dem Body Condition Score hat sich in den letzten Jahren auch das sogenannte Cresty Neck Scoring (CNS) als ergänzende Bewertungsmethode etabliert, insbesondere bei Ponys, Warmblütern und leichtfuttrigen Rassen, die zu lokaler Fetteinlagerung im Halsbereich neigen.

Das System wurde von Carter et al. (2009) entwickelt und beschreibt den Fettkamm entlang der oberen Halspartie anhand einer Skala von 0 bis 5.

Während der allgemeine BCS die Gesamtverfettung des Körpers abbildet, zeigt der CNS gezielt, ob und wie stark sich lokales Fettgewebe am Mähnenkamm ansammelt – ein wichtiger Marker für Insulin-Dysregulation und das Equine Metabolische Syndrom (EMS).

CNS-Wert Beschreibung Tast-/Sichtbefund
0 Kein Fettkamm Hals flach, keine Verhärtung tastbar
1 Leichte Verdickung Weich, nur sichtbar bei bestimmtem Lichtwinkel
2 Mäßige Aufwölbung Fettkamm deutlich tastbar, aber noch beweglich
3 Deutlicher Fettkamm Sichtbar und spürbar, leicht fest
4 Großer, fester Fettkamm Unbeweglich, Fettgewebe deutlich verhärtet
5 Extrem ausgeprägter, harter Fettkamm Dauerhafte Verformung, Fettgewebe fibrosiert

Ein CNS-Wert über 3 gilt als metabolisches Warnsignal, auch wenn das Pferd im Gesamtkörper-BCS noch im Idealbereich (5 – 6) liegt.
In der Praxis empfiehlt sich die gleichzeitige Bewertung von BCS und CNS, um lokale Fettverteilung besser zu erkennen – besonders bei Ponys, Haflingern, Isländischen Pferden und robusten Rassen.

Pferde mit einem hohen CNS-Wert sollten auf zuckerarmes Heu (NSC < 10 %), kontrollierte Bewegung und gegebenenfalls auf ein metabolisches Screening (Insulin, Glukose, Leberwerte) umgestellt werden.

Eine monatliche Dokumentation der Halsdicke (z. B. per Maßband in Höhe des 3. Halswirbels) erleichtert die Verlaufskontrolle und ermöglicht frühzeitige Anpassungen in Fütterung und Training.

2.3. Idealer BCS-Bereich nach Nutzung und Lebensphase

Kategorie Empfohlener BCS-Bereich Zweck und Begründung
Erhaltung / Freizeitpferde 5–6 Ausgewogenheit zwischen Fitness und Schutz vor Kälte oder Verletzungen.
Leistung / Ausdauer (Endurance) 4,5–5,5 Schlanker Körper verbessert die Wärmeabgabe und erhöht die Ausdauerleistung.
Dressur- / Showpferde 5–6 Etwas höhere Fettauflage für ein harmonisches Erscheinungsbild und volle Muskulatur.
Zuchtstuten (vor der Belegung) 6 Erhöht die Trächtigkeitsrate und unterstützt den Erhalt der Frühträchtigkeit.
Zuchthengste (Decksaison) 5–6 Erhält Libido und Fruchtbarkeit ohne Risiko von Fettleibigkeit.
Senioren / Pferde mit Zahnproblemen 5–6 Zusätzliche Energiereserve als Puffer gegen Muskelabbau und zur Genesung nach Krankheiten.
Leichtfuttrige Rassen / Ponys 4,5–5 Verhindert Insulin-Dysregulation und beugt Hufrehe (Laminitis) vor.
Rehabilitierte / gerettete Pferde (Aufbauphase) 3–5 Langsame, kontrollierte Wiederanfütterung zur sicheren Geweberegeneration.

2.3. BCS und Leistung

Leistungspferde erfordern ein besonders sorgfältiges Konditionsmanagement. Rennpferde erzielen ihre beste Leistungsfähigkeit meist bei einem BCS zwischen 4 und 5, da ein schlankerer Körperbau das Tragen überflüssiger Masse vermeidet und die Sauerstoffeffizienz verbessert.

Dressur- und Springpferde können hingegen einen BCS von 5 bis 6 beibehalten, da eine leicht erhöhte Fettauflage zur ästhetischen Harmonie der Silhouette beiträgt und zugleich die Muskelfülle optisch unterstreicht.

Distanz- und Ausdauerpferde (Endurance) profitieren von einem BCS im Bereich von 4,5 bis 5,5, da übermäßige Fettreserven die Wärmeabgabe verringern und dadurch die Thermoregulation sowie die Ausdauerleistung beeinträchtigen können.

Ein korrekt eingestellter BCS ermöglicht diesen Pferden eine effiziente Energienutzung, geringere Herz-Kreislauf-Belastung und schnellere Erholungsphasen nach Belastung.

2.4. BCS und Reproduktion

Pferd richtig einschaetzen BCS

Der Body Condition Score gilt als einer der verlässlichsten Indikatoren für den Fortpflanzungserfolg bei Stuten. Studie (Henneke et al., 1984) zeigte, dass Stuten mit einem BCS von ≥ 5 früher ovulieren und schneller tragend werden als Pferde mit niedrigerem BCS.

Unterkonditionierte Stuten (≤ 4) benötigen häufig längere Zuchtzyklen und weisen eine verzögerte Follikelentwicklung auf.

Im Gegensatz dazu zeigen überkonditionierte Stuten (≥ 7) eine verminderte Embryonenausbeute, was auf veränderte Hormonprofile und Fettstoffwechselstörungen zurückzuführen ist.

Daher empfehlen moderne Zuchtprogramme, dass Stuten zu Beginn der Decksaison einen BCS von 5,5–6 aufweisen sollten.

Auch Zuchthengste profitieren in dieser Spanne von einer stabilen Libido, optimaler Samenqualität und ausreichender Kondition, ohne in den Bereich der Fettleibigkeit zu geraten.

3.  Gewichtsmanagement im Jahresverlauf

Jahreszeitliche Schwankungen in Futterqualität und Temperatur haben einen deutlichen Einfluss auf den Ernährungszustand des Pferdes.

Im Winter verlieren viele Pferde an Gewicht, da der Energiebedarf für die Wärmeregulation (Thermogenese) steigt. Im Sommer hingegen kann das reiche Weideangebot bei leichtfuttrigen Rassen rasch zu Überkonditionierung führen.

Jahreszeit Typische Tendenz Empfohlene Managementmaßnahme
Winter Gewichtsverlust Erhöhe die Energiedichte des Raufutters; sorge für Witterungsschutz und bei Bedarf für eine Decke.
Frühling Rasche Gewichtszunahme Fressbremse (eng. Grazing muzzle) einsetzen; Weidezeit begrenzen.
Sommer Gewicht bleibt stabil oder steigt leicht Trainingsfrequenz erhöhen; Flüssigkeitsaufnahme kontrollieren.
Herbst Gewichtszunahme vor dem Winter Futterration reduzieren, falls BCS > 6, um Übergewicht in den Winter zu vermeiden.

4.  Häufige Bewertungsfehler

Einer der häufigsten Irrtümer unter Pferdebesitzern besteht darin, Muskulatur mit Fett zu verwechseln. Ein gut trainiertes Pferd kann einen BCS von 4,5 haben und dennoch kräftig wirken, während ein weiches, rundes Pony mit BCS 7 tatsächlich muskelschwach und unfit sein kann.

Ein weiterer Fehler ist die Bewertung aus nur einer Perspektive. Laut der American Association of Equine Practitioners (AAEP) sollte der BCS beidseitig und durch Abtasten (Palpation) ermittelt werden, da insbesondere im Winter das dichte Haarkleid Rippen und Körperkonturen verdecken kann.

Ebenso warten viele Besitzer zu lange, bis eine Veränderung sichtbar ist. Dabei sind geringe monatliche Schwankungen von 0,5 bis 1 Punkt wesentlich leichter zu korrigieren als plötzliche Veränderungen von 2 bis 3 Punkten.

4.1. Praktische Bewertungsroutine

Die BCS-Beurteilung sollte idealerweise einmal pro Monat unter gleichbleibenden Licht- und Bodenbedingungen erfolgen.

Zusätzlich empfiehlt sich der Einsatz eines Gewichtmaßbandes, um Trends zu erkennen, statt sich auf absolute Werte zu verlassen. Die Ergebnisse sollten in einem Stallbuch oder digitalen Protokoll festgehalten werden, damit allmähliche Veränderungen frühzeitig auffallen.

Kombiniere diese Daten mit Futterangaben, Weidetyp und Arbeitsintensität.

Wenn der BCS innerhalb von zwei Monaten um mehr als einen Punkt steigt oder fällt, ist eine Überprüfung der Energiezufuhr sowie möglicher gesundheitlicher Ursachen (z. B. Zahnprobleme, Parasiten, Stoffwechselstörungen) notwendig.

Schlussfolgerung

Das Body Condition Scoring (BCS) bietet Pferdebesitzerinnen und -besitzern ein präzises, kostengünstiges und praxisnahes Instrument, um die Gesundheit und Ernährungslage ihrer Pferde laufend zu überwachen.

Regelmäßige Bewertungen ermöglichen frühe Interventionen und verhindern sowohl Mangelernährung als auch Übergewicht.

Das Halten der meisten Pferde im BCS-Bereich zwischen 4,5 und 6,5 gewährleistet optimale Fruchtbarkeit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden, unabhängig von Rasse oder Nutzung.

Jede Reiterin, jeder Reiter und jede Stallbetreuung sollte dieses System anwenden – es kostet nichts, dauert nur wenige Minuten und kann die gesunde Lebensspanne eines Pferdes um Jahre verlängern!

 

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