Tragende Stuten brauchen besondere Sorgfalt bei ihrer Fütterung, weil manche Futtermittel, Pflanzen und Zusatzstoffe sowohl der Stute als auch dem ungeborenen Fohlen schaden können.
Im Gegensatz zu nicht tragenden Pferden können Zuchtstuten ernsthafte Komplikationen bekommen – von Fehlgeburten und Missbildungen der Fohlen bis hin zu erschwerten Geburten – wenn sie mit ungeeigneten Futtermitteln in Kontakt kommen.
Viele gängige Weidepflanzen (und sogar manche gut gemeinten Zusatzfuttermittel) enthalten Giftstoffe oder Verbindungen, die Fehlgeburten, Missbildungen oder Vergiftungen bei tragenden Pferden auslösen können. Zum Beispiel kann mit Endophyten infiziertes Hochfescue-Gras zu Fehlgeburten im Spätstadium und zu schwachen Fohlen führen. Bestimmte Unkräuter wie „Locoweed“ oder der Gefleckte Schierling können laut Stegelmeier (2007) Fehlgeburten oder Fehlbildungen verursachen. Auch einige alltägliche Zusätze – etwa Knoblauch oder pflanzliche „Gebärmuttertonika“ – können laut thehorse.com die Hormone oder roten Blutkörperchen der Stute beeinträchtigen und die Trächtigkeit gefährden.
Wer diese Risiken kennt, kann gefährliche Futtermittel vermeiden und stattdessen sichere Alternativen wählen – sauberes Raufutter, ausgewogene Rationen und weidegiftfreie Flächen.
1. Warum die Fütterung tragender Stuten besondere Vorsicht erfordert?

Die Ernährung einer Zuchtstute hat direkten Einfluss auf die Entwicklung ihres Fohlens und auf ihre eigene Gesundheit. Während der Trächtigkeit können giftige Substanzen oder schwere Nährstoffungleichgewichte weitreichende Folgen haben:
1.1. Fehlgeburten und Totgeburten
Bestimmte Pflanzengifte können die Plazenta durchdringen und dazu führen, dass der Fötus abstirbt oder ausgestoßen wird.
So verursachen etwa Ergopeptin-Alkaloide aus endophytenbefallenem Fescuegras (Rohrschwingel) häufig Fehlgeburten im Spätstadium, sogenannte „Red-Bag“-Plazentaablösungen oder totgeborene Fohlen.
Ebenso führt das Neurotoxin Swainsonin aus der Pflanze Locoweed in vielen Fällen zu fetalem Tod und Fehlgeburt.
1.2. Fehlbildungen und schwache Fohlen
Teratogene (fehlbildungsfördernde) Substanzen können die Entwicklung des Fohlens im Mutterleib stören. Swainsonin im Locoweed hat dazu geführt, dass Fohlen mit Gliedmaßenfehlstellungen und neurologischen Schäden geboren wurden.
Piperidinalkaloide im Gefleckten Schierling besonders tückisch – tragende Stuten, die auch nur geringe Mengen davon aufnehmen, können Fohlen mit angeborenen Fehlbildungen (z. B. kontrahierte Gliedmaßen oder Gaumenspalten) zur Welt bringen.
1.3. Geburtskomplikationen
Manche Futtermittel stören den Hormonhaushalt oder die Plazentafunktion und führen zu Schwergeburten (Dystokie) oder fehlender Milchbildung.
Das klassische Beispiel ist die Fescue-Vergiftung: Stuten, die endophytenbefallenes Fescuegras fressen, tragen oft länger, haben erschwerte Geburten und produzieren wenig bis gar keine Milch – was sagt auch Ricard (2025) – sowohl die Stute als auch das Fohlen gefährdet.
1.4. Erkrankungen und Stress der Stute
Jede Erkrankung, die eine tragende Stute ernsthaft schwächt oder eine Blutarmut verursacht, kann indirekt auch dem Fötus schaden.
Wenn das Blut der Stute nicht genug Sauerstoff transportieren kann (etwa durch Toxine, die rote Blutkörperchen zerstören), kann das Fohlen an Sauerstoffmangel oder Entwicklungsstörungen leiden. Auch starker Stress oder Fieber infolge einer Vergiftung kann Frühgeburten oder Fehlgeburten auslösen.
Kurz gesagt: eine Trächtigkeit verstärkt die Risiken von Giftstoffen und falscher Ernährung erheblich. Stoffe, die ein nicht tragendes Pferd nur leicht krank machen würden, können für den Fötus tödlich sein oder die Trächtigkeit gefährden. Darüber hinaus ist der Nährstoffbedarf in der Trächtigkeit erhöht, weshalb Stuten empfindlicher auf Mangelzustände oder Ungleichgewichte reagieren.
2. Überfütterung und unausgewogene Rationen: verborgene Gefahre

Auch zu viel des Guten kann tragenden Stuten schaden. Obwohl eine gute Nährstoffversorgung entscheidend ist, kann eine Überfütterung oder ein Ungleichgewicht in der Ration zu ernsthaften Problemen führen:
2.1. Zu viele Kalorien und zu viel Stärke
Man sollte eine tragende Stute nicht im falschen Sinne „für zwei füttern“. Eine übermäßige Zufuhr von energiereichem Getreide oder süßen Futtermitteln (reich an nichtstrukturellen Kohlenhydraten, NSC) kann die Stute verfetten und Stoffwechselprobleme verursachen.
Laut Hallman et al. (2023) erhöht Fettleibigkeit in Kombination mit hohem Zuckeranteil das Risiko einer Insulinresistenz, was wiederum Hufrehe (Laminitis) begünstigen und sogar die Entwicklung des Fohlens beeinträchtigen kann.
In der späten Trächtigkeit braucht die Stute zwar mehr Energie, diese sollte aber vor allem über Raufutter sowie über Fette und Fasern bereitgestellt werden – nicht durch übermäßige Getreidemengen. Getreideportionen sollten maßvoll bleiben, um Blutzuckerspitzen und übermäßige Gewichtszunahme zu vermeiden.
2.2. Unausgeglichene Mineralien (Ca:P, Jod usw.)
Die Ration einer tragenden Stute muss ein korrektes Mineralstoffverhältnis enthalten. Ein Fehler ist ein umgekehrtes Kalzium-Phosphor-Verhältnis – etwa wenn regelmäßig Weizenkleiebrei (reich an Phosphor, arm an Kalzium) ohne Kalziumausgleich gefüttert wird.
In solchen Fällen entzieht der Körper der Stute Kalzium aus den Knochen, um den Fötus zu versorgen. Das schwächt sowohl das Skelett der Stute als auch das des Fohlens. Ein schwerer Kalziummangel führt zur sogenannten „Big-Head-Krankheit“ (vergrößerte Gesichtsknochen, Lahmheit) und zu brüchigen Knochen bei Fohlen.
Umgekehrt kann ein Zuviel an bestimmten Mineralien ebenfalls gefährlich sein. Kritchevsky (2023) sagt, dass ein übermäßiger Jodkonsum Struma (Schilddrüsenvergrößerung) bei neugeborenen Fohlen verursacht wird.
Stuten, die mehr als 50 mg Jod pro Tag aufnehmen, können Fohlen mit Schilddrüsenstörungen zur Welt bringen. Deshalb sollten Algenpräparate (die oft sehr viel Jod enthalten) während der Trächtigkeit nur mit großer Vorsicht oder gar nicht verwendet werden.
Halte dich stets an die empfohlenen Mineralstoffmengen für Zuchtstuten und verwende ein hochwertiges Mineralfutter oder ausgewogenes Zuchtfutter, um Defizite sicher auszugleichen.
3. Schädliche Futtermittelbestandteile und Zusatzstoffe, die man vermeiden sollte

Bestimmte Futtermittel oder Zusatzstoffe, die für andere Pferde (oder andere Nutztiere) unbedenklich sind, können für tragende Stuten gefährlich sein. Dazu zählen auch einige pflanzliche Präparate, die den Hormonhaushalt beeinflussen, sowie Futtermittel, die eigentlich für Rinder oder andere Tierarten gedacht sind.
Im Folgenden sind die wichtigsten Futtermittel und Inhaltsstoffe aufgeführt, die in der Ernährung einer Zuchtstute nichts zu suchen haben – samt Erklärung, warum sie gefährlich sind. (Eine Übersichtstabelle folgt am Ende dieses Abschnitts.)
3.1. Pflanzliche und medizinische Zusätz
„Natürlich“ bedeutet nicht automatisch „ungefährlich“ – viele Kräuter haben pharmakologische Wirkungen, die eine Trächtigkeit komplizieren können. Es ist daher immer ratsam, vor der Gabe jeglicher Kräuterpräparate einen Pferdetierarzt oder/und Pferdefutterberater zu konsultieren. Die folgenden Substanzen gelten häufig als kontraindiziert für tragende Stuten:
3.1.1. Mönchspfeffer (lat. Vitex agnus-castus)
Diese Pflanze wird oft eingesetzt, um hormonell bedingtes, launisches Verhalten oder Cushing-Symptome bei Pferden zu mildern (Darani, 2025). Mönchspfeffer beeinflusst jedoch die Hormonregulation – insbesondere die Hypophyse und den Prolaktinspiegel.
Bei einer tragenden Stute kann diese hormonelle Veränderung zu Trächtigkeitsstörungen oder einem gestörten Fortpflanzungshormon-Gleichgewicht führen. Daher wird generell empfohlen, Mönchspfeffer während der Trächtigkeit nicht zu verwenden.
3.1.2. Himbeerblätter
Häufig in sogenannten „Mare-Calming“-Produkten enthalten, sollen Himbeerblätter die Gebärmutter kräftigen und werden manchmal in der Spätträchtigkeit zur Geburtsvorbereitung eingesetzt.
Sie sollten jedoch keinesfalls in der frühen oder mittleren Trächtigkeit gefüttert werden, außer ausdrücklich vom Tierarzt verordnet – sie besitzen gebärmutterstimulierende Eigenschaften und könnten vorzeitige Wehen oder Fehlgeburten auslösen.
3.1.3. Kamille
Diese milde, beruhigende Heilpflanze wirkt harmlos, kann aber problematisch sein. Kamille enthält Substanzen, die die Gebärmutter anregen und glatte Muskulatur entspannen – beides unerwünscht, wenn keine vorzeitige Wehentätigkeit ausgelöst werden soll. Daher sollte Kamille (auch in Kräutertees oder Leckerlis) bei tragenden Stuten vermieden werden.
3.1.4. Knoblauch und Zwiebeln (lat. Gattung Allium)
Knoblauch wird oft als natürliches Mittel zur Insektenabwehr oder zur Stärkung des Immunsystems verwendet. Sowohl Knoblauch als auch Zwiebeln enthalten jedoch organische Schwefelverbindungen, die rote Blutkörperchen schädigen können.
Das führt zu sogenannter Heinz-Körperchen-Anämie. Tragende Stuten sind besonders empfindlich, da eine Blutarmut die Sauerstoffversorgung des Fötus mindert. In der Tat werden Allium-Pflanzen wie Knoblauch zu den giftigen Substanzen gezählt, die hämolytische Anämie und Fehlgeburten auslösen können.
Kleine, gelegentliche Mengen sind meist unbedenklich, aber eine regelmäßige Fütterung von Knoblauch während der Trächtigkeit ist nicht empfehlenswert. Zwiebeln hingegen sind deutlich giftiger und sollten Pferden grundsätzlich nie verabreicht werden.
3.1.5. Kurkuma (Curcumin)
Ein derzeit beliebtes Ergänzungsmittel wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung. Für Pferde gibt es jedoch kaum Forschung, und Kurkuma kann laut PMCI Leberenzyme sowie die Blutgerinnung beeinflussen.
Aufgrund der unklaren Auswirkungen auf die Trächtigkeit und den Stoffwechsel wird Kurkuma bei tragenden Stuten als potenziell riskant eingestuft. Bis verlässlichere Daten vorliegen, sollte man Kurkuma während der Trächtigkeit lieber ganz weglassen.
3.1.6. Gebärmutterstimulierende Kräuter (Cohosh, Dong Quai usw.)
Obwohl solche Kräuter selten an Pferde verfüttert werden, muss vor allen Pflanzen gewarnt werden, die in anderen Tierarten Kontraktionen auslösen – dazu zählen Schwarzer und Blauer Cohosh, Poleiminze (Pennyroyal), Engelwurz (Dong Quai) oder sogar Petersilie.
Diese Kräuter können Fehlgeburten oder Frühgeburten verursachen. Schwarzer und Blauer Cohosh sind wissenschaftlich als gebärmutterstimulierend belegt und gelten daher für trächtige Tiere als gefährlich. Selbst harmlose Pflanzen wie Petersilie, die manchmal als Vitaminquelle gefüttert wird, können Kontraktionen hervorrufen und sind daher während der Trächtigkeit nicht empfehlen.
4. Verunreinigte oder ungeeignete Futtermittel
| Futter/Zusatzstoff, den man vermeiden sollte | Warum es für tragende Stuten gefährlich ist |
|---|---|
| Endophytenbefallenes Rohrschwingelgras (Tall Fescue, Gras oder Heu) | Enthält Ergotalkaloide → verlängerte Trächtigkeit, erschwerte Geburt (Dystokie), fehlende Milchbildung und tot- oder schwachgeborene Fohlen. |
| Ionophore-Zusätze (z. B. Monensin) in Futtermitteln | Hochgiftig für Pferde → Herzversagen, Muskelzittern, Kollaps; meist tödlich. Tragende Stuten können schon bei geringer Aufnahme Fehlgeburten erleiden oder sterben. Niemals Rinder- oder Geflügelfutter an Pferde verfüttern. |
| Harnstoff oder Nicht-Protein-Stickstoff (NPN, in Rinderfutter) | Führt zu Ammoniakvergiftung → neurologische Symptome (Zittern, Koordinationsstörungen, „Head Pressing“) bis hin zu Koma und Tod. Eine Erkrankung oder Tod der Stute führt zum Abbruch der Trächtigkeit. NPN-haltige Futtermittel stets von Pferden fernhalten. |
| Schimmeliges oder verdorbenes Futter (Mais, Heu, Silage) | Mykotoxine (z. B. Fumonisin) → irreversible Nervenschäden, Leberversagen, plötzlicher Tod oder Fehlgeburt. Zusätzlich Botulismusrisiko durch verdorbene Silage. Immer sauberes, schimmelfreies Futter verwenden. |
| Heu oder Weide mit hohem Nitratgehalt (z. B. dürrebedingter Hafer, Unkrautheu) | Nitrate werden zu Nitriten umgewandelt → Methämoglobinämie (Blut kann keinen Sauerstoff mehr transportieren) → Schwäche, Fehlgeburt oder Sauerstoffmangel beim Fötus. Verdächtiges Futter für tragende Stuten immer testen lassen. |
| Zu viel Getreide / „heißes“ Futter (große Getreidemahlzeiten) | Übermäßige Stärke → Übersäuerung des Dickdarms, Risiko für Hufrehe und Kolik. Stoffwechselstress gefährdet die Trächtigkeit; begünstigt Fettleibigkeit und Insulinresistenz. Energie lieber über Fette/Fasern decken und Getreide nur maßvoll füttern. |
| Gebärmutterstimulierende Kräuter (z. B. Schwarzer Cohosh, Blauer Cohosh, Dong Quai) | Regen die Gebärmutter an → Gefahr von Fehl- oder Frühgeburten. Kräuter vermeiden, die hormonell oder wehenfördernd wirken. |
| Knoblauch, Zwiebel und andere Allium-Zusätze | In großen Dosen verursachen hämolytische Anämie (Zerstörung roter Blutkörperchen) → weniger Sauerstoff für den Fötus, erhöhtes Fehlgeburtsrisiko; schwächen den Kreislauf der Stute. Während der Trächtigkeit am besten vollständig meiden. |
| Unausgeglichene Mineralquellen (z. B. jodreiche Algen, viel Weizenkleie) | Nährstoffungleichgewichte → zu viel Jod verursacht Kropf (Struma) beim Fohlen; zu viel Phosphor bei zu wenig Kalzium schwächt Knochen von Stute und Fohlen. Besser ein ausgewogenes Mineralfutter einsetzen. |
Wie man sieht, lassen sich viele futterbedingte Risiken durch gutes Management vermeiden. Verwende ausschließlich speziell für Pferde zugelassene Futtermittel, lagere sie trocken und sauber, und entferne verdächtige oder minderwertige Raufutter sofort aus der Ration.
Im Zweifel über die Sicherheit eines Futtermittels sollte immer ein Pferdeernährungsberater oder Tierarzt hinzugezogen werden – insbesondere bevor man einer tragenden Stute ein ungewöhnliches oder neues Produkt gibt.
5. Giftige Pflanzen in Weide und Heu für tragende Stuten (Schnellübersicht nach Regionen)
Auch eine grüne, scheinbar „saubere“ Weide oder gutes Heu kann Pflanzen enthalten, die eine Zuchtstute und ihr ungeborenes Fohlen gefährden. Pferde meiden bittere Unkräuter normalerweise, wenn ausreichend Futter vorhanden ist – doch bei Überweidung oder wenn Unkräuter ins Heu geraten, kann es schnell gefährlich werden.
Hier sind die wichtigsten Problemkräuter nach Region – erkennen Sie rechtzeitig und entfernen Sie konsequent oder zäunen Sie ab.
5.1. Nordamerika (USA/Kanada) — Pflanzen mit dem höchsten Risiko
| Pflanze (Beispiele) | Hauptgiftstoff / Problem | Warum gefährlich | Empfohlene Maßnahme |
|---|---|---|---|
| Rohrschwingel (Tall Fescue, endophytenbefallen, z. B. KY-31) | Ergotalkaloide | Verlängerte Trächtigkeit, Milchmangel (Agalaktie), schwere Geburt (Dystokie), schwache oder totgeborene Fohlen | Stuten 60–90 Tage vor dem Abfohlen von der Weide nehmen; nur endophytenfreies oder „Novel Endophyte“-Heu füttern; verdächtiges Heu testen lassen. |
| Locoweed-Arten (Astragalus, Oxytropis) | Swainsonin | Fehlgeburten, schwache oder missgebildete Fohlen, neurologische Störungen | Zugang zu befallenen Flächen verhindern; Pflanzen entfernen; Futterengpässe vermeiden. |
| Roter Ahorn (welke oder getrocknete Blätter) | Hämolytische Toxine | Schwere Anämie → Sauerstoffmangel, Fehlgeburt, Nierenversagen | Nach Stürmen herabgefallene Äste/Blätter entfernen; kein Laub im Heu oder auf Weiden belassen. |
| Gefleckter Schierling (Conium maculatum) | Piperidinalkaloide | Zittern, Atemlähmung; teratogen (fehlbildend) bei subletalen Dosen | Pflanze erkennen lernen (violett gesprenkelter Stängel); konsequent beseitigen; Heu mit unbekannten Kräutern ablehnen. |
| Sorghum, Johnson-Gras, Sudangras | Cyanid & Nitrat | Akute Vergiftung mit Todesgefahr; chronische Nerven-/Harnwegsschäden; Fehlgeburten | Niemals als Pferdefutter verwenden; durch sichere Grasarten ersetzen; nach Frost oder Dürre meiden. |
| Oleander (sowie Eibe, Fingerhut) | Herzglykoside | Herzversagen, plötzlicher Tod; Fehlgeburt infolge Schock oder Sauerstoffmangel | Zierpflanzen von Weiden fernhalten; niemals Schnittgut in der Nähe von Paddocks oder Heu lagern. |
Weitere giftige Pflanzen, die man beachten sollte:
- Vogelkirsche / Traubenkirsche (Prunus-Arten) – Blätter und Samen enthalten cyanogene Glykoside; herabgefallene Äste sofort entfernen.
- Adlerfarn / Schachtelhalm – Enthält Thiaminase, die Vitamin B1 zerstört; darf nicht im Heu vorkommen.
- Nachtschattengewächse (Solanum-Arten) – Verursachen Magen-Darm- und Nervenschäden; konsequente Unkrautkontrolle und sauberes Heu notwendig.
- Gelber Stern-Distel / Russischer Greiskraut (Russian Knapweed) – Führt bei längerer Aufnahme zu chronischen Nervenerkrankungen, vor allem bei kargem Weidewuchs.
- Wasser-Schierling (Cicuta) – Extrem giftig, schon kleine Mengen tödlich; aus Feuchtgebieten entfernen.
5.2. Europa (einschließlich Vereinigtes Königreich) — Wichtige Gefahrenpflanzen
| Pflanze | Hauptgiftstoff / Problem | Warum gefährlich | Empfohlene Maßnahme |
|---|---|---|---|
| Jakobskreuzkraut / Greiskräuter (Senecio-Arten) | Pyrrolizidinalkaloide | Verursachen irreversible Leberschäden; führen zu Schwäche und erhöhten Fehlgeburtsrisiko | Mit Wurzeln per Hand ausreißen (mit Handschuhen), sicher entsorgen; darf keinesfalls ins Heu gelangen. |
| Bergahorn (Acer pseudoplatanus) | Hypoglycin A | Verursacht atypische Myopathie; Giftstoff kann über die Milch weitergegeben werden | Weiden während der Samenreife absperren; ausreichend Heu anbieten, damit Pferde keine Samen oder Keimlinge aufnehmen. |
| Locoweed-Arten (Astragalus, Oxytropis) | Swainsonin | Fehlgeburten, schwache oder missgebildete Fohlen, neurologische Störungen | Zugang zu befallenen Flächen verhindern; Pflanzen entfernen; Futterengpässe vermeiden. |
| Eichen (Eicheln, junge Blätter) | Gerbstoffe (Tannine) | Führen zu Koliken, Nieren- und Leberschäden; Fehlgeburtsrisiko bei übermäßigem Verzehr | Zugang im Herbst begrenzen; Eicheln aufsammeln; ausreichend sicheres Futter anbieten. |
| Eibe / Goldregen / Rhododendron | Herz- und Nervengifte | Verursachen plötzlichen Kollaps und Tod | Entfernen oder abgrenzen; kein Schnittgut in Weidennähe entsorgen. |
| Hahnenfuß (frisch) | Ranunculin und Protoanemonin | Verursachen Schleimhaut- und Magenreizungen → Schwäche und Futterverweigerung | Drainage verbessern, Überweidung verhindern (Toxizität geht beim Trocknen im Heu verloren). |
| Gefleckter Schierling (Conium maculatum)) | Piperidinalkaloide | Zittern, Atemlähmung; teratogen (fehlbildend) bei subletalen Dosen | Pflanze erkennen lernen (violett gesprenkelter Stängel); konsequent beseitigen; Heu mit unbekannten Kräutern ablehnen. |
| Adlerfarn & Schachtelhalm | Thiaminase | Zerstört Vitamin B1, führt zu neurologischen Symptomen und Schwäche; erhöhtes Risiko in der Trächtigkeit | Aus Heu und Weiden konsequent entfernen; stark bekämpfen. |
| Oleander (Mittelmeerraum) | Herzglykoside | Schon geringe Mengen können tödlich sein | Kein Zugang zu Oleanderhecken oder Gartenabfällen in der Nähe von Pferdeausläufen. |
5.3. Australien und andere Regionen
Australien und Neuseeland beherbergen eine Reihe einheimischer Pflanzen, die für Pferde giftig sind. Manche führen zu schleichendem Leberversagen, andere schädigen Herz oder Nerven, und mehrere entziehen dem Körper Kalzium – besonders gefährlich für tragende Stuten. Da viele dieser Pflanzen dürretolerant sind, steigt das Risiko bei Futtermangel erheblich, wenn Pferde beginnen, unerwünschte Pflanzen zu fressen.
| Pflanze | Giftstoff / Wirkung | Gefahr für tragende Stuten | Vorbeugung & Kontrolle |
|---|---|---|---|
| Paterson’s Curse / Salvation Jane (Echium plantagineum) | Pyrrolizidinalkaloide (PA) | Langsames Leberversagen; Trächtigkeitsstress kann zum Kollaps führen; Gewichtsverlust, Gelbsucht, Lichtempfindlichkeit | Niemals beweiden oder für Heu schneiden; mit Herbiziden oder Schafen kontrollieren; Pflanzen vor der Blüte entfernen. |
| Fireweed (Senecio madagascariensis) | PA-Gifte | Chronische Leberfibrose; Fehlgeburten oder schwache Fohlen | Frühzeitig ausreißen oder spritzen; Überweidung vermeiden; sichere Grasarten nachsäen. |
| Lantana (Lantana camara) | Triterpenoide | Leberversagen, Koliken, Lichtempfindlichkeit; schwache Fohlen bei Leberstörung der Stute | Sträucher einzäunen oder entfernen; Gartenabfälle korrekt entsorgen. |
| Noogoora-Burr (Xanthium occidentale) | Carboxyatractylosid | Akutes Leber- und Nierenversagen, plötzlicher Tod | Keimlinge beseitigen; Heu und Weiden frei von Kletten halten. |
| Gift- und Herzblattbüsche (Gastrolobium-Arten) | Natriumfluoracetat (1080) | Rascher Herztod bereits in kleinen Dosen | Pflanzen identifizieren und entfernen; bei Dürrezeiten keine Weide zulassen. |
| Indigofera (Birdsville Indigo) | Nitrotoxine | Neurologische Erkrankung („Stringhalt“), Gewichtsverlust, Fruchtbarkeitsstörungen | Befallene Regionen meiden; Weiden regelmäßig wechseln. |
| Gräser mit hohem Oxalatgehalt (Setaria, Buffel, Kikuyu, Para) | Oxalate binden Kalzium | „Big Head“-Krankheit; schwache Knochen, Fehlbildungen beim Fohlen | Leguminosen-Heu oder Kalziumergänzungen füttern; auf kalziumreiche Weiden wechseln. |
| Darling Pea / Swainsona-Arten | Swainsonin | Neurologische Symptome wie bei Locoweed; Appetitverlust, Abmagerung | Genügend sicheres Raufutter bereitstellen; Befall kontrollieren. |
| Wilde Passionsblume / Euphorbia-Arten | Verschiedene Reizgifte | Koliken, Entzündungen, Schwäche durch Futterverweigerung | Pflanzen erkennen und entfernen; Weidemanagement verbessern. |
6. Stall- und Weidesicherheitsregeln (weltweit gültig)
- Lasse tragende Stuten niemals ohne ausreichend Raufutter – Hunger führt dazu, dass sie Unkräuter probieren.
- Kontrolliere Zäune und Weiden nach Stürmen oder Frost, entferne heruntergefallene Äste und Blätter.
- Teste Heu, wenn die Herkunft unklar ist oder bei Verdacht auf Endophyten oder Nitratbelastung.
- Verwende zuchtstutensichere Grasarten (z. B. Lieschgras, Glatthafer, Wiesenlieschgras, Bermudagras, endophytenfreier Fescue).
- Zierpflanzen außerhalb der Reichweite halten und kein Schnittgut auf Koppeln entsorgen.
- Bei Verdacht auf Vergiftung: sofort Tierarzt rufen, Zugang entfernen und Proben oder Heuherkunft bereithalten.
Schlussgedanken
Eine tragende Stute sicher zu füttern bedeutet nicht, mehr zu geben – sondern richtig zu füttern. Jeder Nährstoff, jede Weidewahl und jedes Ergänzungsfuttermittel beeinflussen sowohl die Stute als auch das Fohlen, das sie trägt. Ein einziger Fehler – sei es durch ungeeignete Pflanzen, schlechtes Heu oder falsche Zusatzstoffe – kann Monate guter Pflege in nur einer Mahlzeit zunichtemachen.
Während der Trächtigkeit verstärken sich die Auswirkungen von Giften und Nährstoffungleichgewichten erheblich. Schon eine Handvoll verwelkter Ahornblätter, ein paar Bissen endophytenbefallenen Fescuegrases oder ein gut gemeintes Kräuterpräparat können über Leben und Tod eines Fohlens entscheiden. Die gute Nachricht: fast alle diese Risiken lassen sich mit der richtigen Fütterung und Haltung vermeiden.
- Nur getestetes, sauberes Raufutter und ausgewogenes Zuchtstutenfutter verwenden,
- Keine Futtermittel für Rinder oder Mischfutter anderer Tierarten geben,
- Die giftigen Pflanzen deiner Region kennen und Weiden regelmäßig abgehen,
- Ständig Zugang zu sicherem Heu bieten, damit Stuten keine Unkräuter aufnehmen,
- Zusätze mit Bedacht wählen – nicht alles, was „natürlich“ oder „immunstärkend“ heißt, ist für tragende Pferde sicher.


