Das Islandpferd ist eine einzigartige, kleine, aber kräftige Pferderasse, die aus Island stammt. Es ist bekannt für seine enorme Widerstandsfähigkeit, sein freundliches Wesen und zwei zusätzliche Gangarten, die es deutlich von anderen Rassen unterscheiden.
Obwohl es durchschnittlich ca. 132–142 cm groß ist – also der Größe eines Ponys entspricht – wird es von den Isländern stolz als „Pferd“ bezeichnet. Was ihm an Größe fehlt, macht es durch Kraft, Ausdauer und Charakter mehr als wett.
Die Rasse kam vor über tausend Jahren mit den Wikingersiedlern nach Island und wird seither in völliger genetischer Isolation gezüchtet – geschützt durch strenge Gesetze, die jegliche Einfuhr fremder Pferde verbieten.
Das Islandpferd ist außerdem bekannt für seine Fähigkeit, unter extremen Bedingungen zu überleben, sowie für seine außergewöhnlich komfortablen Gangarten – insbesondere den einzigartigen Tölt. Dieser „kleine Riese“ der Pferdewelt ist zu einem echten Kultursymbol Islands geworden und erfreut sich weltweit wachsender Beliebtheit.
1. Geschichte und Ursprung des Islandpferdes

Die Geschichte des Islandpferdes beginnt mit den nordischen Wikingersiedlern, die Ende des 9. Jahrhunderts in Island ankamen. Diese Pioniere brachten auf ihren Schiffen nur eine kleine Auswahl an Pferden mit – vermutlich ihre robustesten und bewährtesten Ponys, die ihren Ursprung in nordischen und keltischen Rassen hatten.
Zwischen ca. 860 und 935 n. Chr. bildeten diese Tiere die genetische Grundlage für die einzige Pferderasse, die sich je in Island entwickelte. Im Jahr 982 n. Chr. verabschiedete das isländische Parlament Alþingi ein bahnbrechendes Gesetz, das den Import aller fremden Pferde verbot – ein Verbot, das bis heute besteht.
Durch dieses Gesetz entwickelte sich das Islandpferd über mehr als 1000 Jahre hinweg in vollständiger Isolation weiter – unbeeinflusst von anderen Blutlinien.
In dieser Zeit wirkten natürliche Auslese und zielgerichtete Zucht Hand in Hand: Das raue Klima und die unwegsame Landschaft selektierten automatisch weniger belastbare Tiere aus, während isländische Bauern gezielt nur die kräftigsten und zuverlässigsten Pferde weiterzüchteten .
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Islandpferd ein unersetzlicher Bestandteil der isländischen Gesellschaft. In einem Land ohne Straßen war es über Jahrhunderte das einzige Transportmittel – notwendig für Reisen, Gütertransporte und den Schaftrieb im Hochland.
Auch in der mythischen und literarischen Tradition Islands nimmt das Islandpferd einen festen Platz ein: Vom legendären achtbeinigen Sleipnir, der der Sage nach mit einem Hufabdruck das Ásbyrgi-Tal formte, bis zu zahlreichen Geschichten in den nordischen Sagas, in denen treue Pferde ihre Reiter retten laut Iclendair.
Der Stellenwert des Pferdes war so hoch, dass Pferdediebstahl im mittelalterlichen Island eine schwere Straftat war – teilweise mit Verbannung oder sogar Todesstrafe geahndet.
1.1. Ein Rückschlag in der Geschichte: Der Vulkanausbruch von 1783
Trotz sorgfältiger Zucht blieb das Islandpferd nicht von Krisen verschont. Ein einschneidendes Ereignis war der Ausbruch des Vulkans Laki in den Jahren 1783-84: Ascheregen und giftige Gase verwüsteten Weiden und vergifteten die Nahrung laut Gunnarsdóttir1.
Die Folge war eine katastrophale Hungersnot, bei der bis zu 70 % des isländischen Pferdebestands verendeten.
Doch das Islandpferd überstand diese genetische Engstelle: Die überlebenden Tiere – die robustesten der Population – bildeten die Grundlage für den Wiederaufbau der Rasse im 19. Jahrhundert.
1.2. Export und globale Verbreitung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden die ersten offiziellen Zuchtverbände in Island . Ab den 1940er-Jahren begann Island mit dem Export der Pferde nach Europa und Nordamerika – ein Prozess, der bis heute zu stabilen Islandpferde-Gemeinschaften in Dutzenden Ländern geführt hat laut Arnason et al.2
Wichtig dabei: Ein Pferd, das Island einmal verlässt, darf niemals zurückkehren, um das Land vor eingeschleppten Krankheiten zu schützen.
1.3. Das Islandpferd im 21. Jahrhundert
Heute ist das Islandpferd ein nationales Kulturgut und Symbol isländischer Identität. Im Jahr 2024 gibt es weltweit über 300.000 registrierte Islandpferde, und in 22 Ländern kümmern sich Zuchtverbände um die Standards und Wettbewerbe3.
Etwa 40 % des weltweiten Bestands leben weiterhin in Island. Dort genießen sie besonderen Schutz und Anerkennung – jedes Pferd besitzt eine eigene Kennnummer (“kennitala”), ähnlich wie eine isländische Bürger-ID.
Der Erhalt der Rasse hat höchste Priorität. Deshalb werden Touristen ausdrücklich gebeten, keine gebrauchte Reitausrüstung mitzubringen, um keine Krankheitserreger einzuschleppen.
Island veranstaltet zudem regelmäßig große Events zur Feier des Islandpferdes, bei denen Reitkunst, Gangarten und Geschichte im Mittelpunkt stehen.
2. Charakteristika und besondere Eigenschaften des Islandpferdes

2.1. Größe und Stärke
Das Islandpferd ist klein, aber enorm leistungsfähig. Mit einem Stockmaß von etwa 125-145 cm – zählt es technisch gesehen zur Ponygröße, wird jedoch in Island und im internationalen Zuchtwesen stets als Pferd bezeichnet.
Sein Körperbau ist kompakt und kräftig, mit tiefem Brustkorb, kurzen, starken Beinen und robuster Knochenstruktur – ideal für schwieriges Gelände.
Die können erwachsene Reiter mühelos über lange Distanzen tragen, wie es bereits im Zeitalter der Wikinger notwendig war, als Pferde Gebirgspfade und Lavafelder mit Reitern oder Lasten überwinden mussten, laut AFS4.
Merkmal | Beschreibung |
---|---|
Stockmaß | ca. 125-145 cm |
Gewicht | ca. 330-380 kg |
Körperbau | Kompakt, kräftig, rechteckig mit starker Muskulatur und dichter Knochenstruktur |
Diese Proportionen geben dem Islandpferd seine Ausdauer, Trittsicherheit und Fähigkeit, in jeder Umgebung zurechtzukommen – von Felsen bis zu Schneefeldern.
2.2 Fell & Farben
Das Islandpferd ist berühmt für sein dichtes, wetterfestes Fell. Besonders im Winter bildet sich ein langes, zweilagiges Haarkleid, das es vor eisigem Wind und Kälte schützt – oft inklusive eines zotteligen „Bartes“ unter dem Kinn.
Im Frühling wird dieses Fell vollständig gewechselt, und ein glänzendes Sommerfell erscheint.
- Über 40 anerkannte Grundfarben
- Mehr als 100 Farbvariationen und Kombinationen
Farben wie Fuchs, Rappe, Falbe, Schecke, Cremello oder Silber-Dapple sind beim Islandpferd alle vertreten. Die isländische Sprache kennt sogar Dutzende Begriffe für Farbschläge, was deutlich macht, wie stark dieses Merkmal kulturell verankert ist.
Interessanterweise wird die Fellfarbe auch mit dem Temperament in Verbindung gebracht. Eine verbreitete Meinung lautet etwa, dass silberfarbene Pferde nervöser, schwerer zu händeln und insgesamt sensibler auf Angstreize reagieren.
Ziel einer aktuellen Untersuchung war es daher, zu prüfen, ob genetische Mutationen, die für die Silberfarbe verantwortlich sind, tatsächlich Verhaltensunterschiede beim Islandpferd hervorrufen nach jüngsten Studien auf Brunberg et al.5
2.3. Temperament & Verhalten
Das Islandpferd ist bekannt für seinen freundlichen, sozialen und zuverlässigen Charakter.
- kaum schreckhaft ist,
- ruhig und lernbereit agiert,
- aber trotzdem lebendig, wach und eigenständig bleibt.
Viele Islandpferde sind besonders menschenbezogen und fühlen sich in der Gesellschaft wohl. Gleichzeitig verfügen sie über einen ausgeprägten Bewegungsdrang und eine gewisse Portion Temperament – genau die Mischung, die sowohl für Anfänger als auch für ambitionierte Reiter geeignet ist.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Islandpferd am Vormittag einem Kind das Reiten beibringt – und am Nachmittag mit demselben Elan an einer Tölt-Prüfung teilnimmt.
2.4. Einzigartige Gangarten: Tölt & Rennpass

Die wohl berühmteste Eigenschaft des Islandpferdes ist seine Fähigkeit, fünf Gangarten zu beherrschen. Neben Schritt, Trab und Galopp verfügen die meisten Islandpferde über:
Tölt
- Ein vier-Takt-Gang, bei dem immer mindestens ein Bein den Boden berührt
- Außergewöhnlich sanft für den Reiter – kein Hoppeln wie im Trab
- Ideal für lange Ritte auf schwierigem Untergrund
- Reiter können sogar einen Becher Kaffee oder ein Horn Met tragen, ohne zu verschütten
Der Tölt vermittelt ein Gleitgefühl, das mit einem Schaukelstuhl verglichen wird.
Rennpass (Skeið)
- Zwei-Takt-Gang mit seitlicher Beinbewegung (linke Seite – rechte Seite)
- Beide Beine auf einer Seite bewegen sich gleichzeitig
- Es gibt einen Moment der vollständigen Schwebe
- Geschwindigkeit: bis zu 50 km/h – ähnlich einem schnellen Galopp
Nicht jedes Islandpferd zeigt den Rennpass, aber fast alle tölten. Einige Pferde gelten als „viergängig“, andere als „fünfgängig“.
Die genetische Fähigkeit für diese Spezialgangarten wurde über Jahrhunderte gezielt weitervererbt und ist laut moderner Forschung mit einem speziellen Gen verbunden, das vermutlich schon die ersten Siedlerpferde mitbrachten laut Sigurðardóttir et al.6
Heute sind Tölt-Wettbewerbe ein zentrales Element isländischer Turniere, bei denen Gangreinheit, Ausdruck und Geschwindigkeit bewertet werden.
2.5. Warum Pferd und kein Pony?
- Im Isländischen existiert kein Wort für „Pony“ – sie heißen alle hestur
- Sie tragen Erwachsene problemlos, sind leistungsfähig und mutig
- Bei Turnieren und in der Zucht gelten sie international als Pferde, unabhängig vom Stockmaß
Island ist stolz auf seine „kleinen großen Pferde“ – und viele Isländer reagieren sogar beleidigt, wenn jemand das Wort „Pony“ verwendet.
3. Gesundheit und Pflege des Islandpferdes

Das Islandpferd profitiert in seiner Heimat von einem einzigartigen Vorteil: Island ist nahezu frei von Pferdekrankheiten, die in anderen Ländern zum Alltag gehören.
Seit dem Jahr 982 ist der Import fremder Pferde gesetzlich verboten, was bedeutet, dass viele infektiöse Krankheiten wie Pferdegrippe oder Druse dort gar nicht existieren laut MAST7. Dadurch benötigen Islandpferde in Island keine Routineimpfungen, wie sie anderswo üblich sind.
Allerdings hat diese Isolation auch Nachteile: Die Pferde haben keine natürliche Immunität gegen Krankheitserreger aus dem Ausland. Sobald ein Islandpferd exportiert wird, ist es potenziell stark gefährdet.
3.1. Export und Infektionsrisiken
Risiko | Ursache |
---|---|
Keine/niedrige Antikörper | Pferde in Island sind nie mit Fremderregern in Kontakt gekommen |
Hohe Anfälligkeit im Ausland | Immunsystem reagiert empfindlich auf gängige Erreger |
Impfpflicht außerhalb Islands | Schutz muss nachgeholt werden |
Besitzer im Ausland müssen deshalb besonders auf Impfungen, Quarantäne und Hygieneprotokolle achten.
Im Jahr 2010 wurde diese Anfälligkeit auf dramatische Weise sichtbar. Eine neue Atemwegserkrankung brach aus und traf nahezu den gesamten isländischen Pferdebestand – rund 80.000 Tiere litten innerhalb kürzester Zeit an Husten und Schwäche.
Der Auslöser war ein bakterieller Erreger, ähnlich wie bei Druse, der sich ungehindert verbreitete, weil kein einziges Pferd zuvor Kontakt damit hatte, wie einige Studien zeigen. Die meisten Tiere erholten sich, doch der Vorfall führte zu einem sofortigen Exportverbot im selben Jahr.
Die Folge war eine Verschärfung der Quarantänevorschriften – selbst gebrauchte Reitstiefel von Touristen gelten heute als potenzielle Gefahr. Diese Episode zeigt, wie ernst Island das Thema Biosicherheit nimmt.
3.2. Genetik und Zuchtgesundheit
Trotz der genetischen Isolation zeigen Islandpferde eine überraschend stabile und vielfältige genetische Struktur. Besonders in Bereichen8, die das Immunsystem betreffen, konnten Forscher eine erfreuliche Vielfalt feststellen. Die effektive Populationsgröße ist in den letzten 150 Jahren relativ konstant geblieben, was Inzuchtprobleme stark begrenzt.
Trotzdem gibt es rassespezifische Schwächen, die in Zuchtprogrammen beachtet werden müssen:
Gesundheitsproblem | Beschreibung |
---|---|
Arthrose im Sprunggelenk9 | Degenerative Veränderungen (Bone Spavin) in unteren Hock-Gelenken |
Sommerekzem10 | Allergische Hautreaktion auf Mückenstiche außerhalb Islands |
3.3.1. Sommerekzem – Ein Auslandsproblem

In Island gibt es keine Stechmücken. Das klingt ideal – und das ist es auch. Doch wenn ein Islandpferd in ein mückenreiches Gebiet exportiert wird, kann es zu heftigen Hautreaktionen kommen11.
Viele Islandpferde zeigen extreme Allergien, insbesondere gegen Culicoides-Mücken, was sich in starkem Juckreiz und nässenden Ekzemen äußert.
- Einsatz von Fliegendecken
- Insektenschutzmittel
- Weidewechsel in mückenfreie Gebiete
3.4. Haltung und Management
In Island leben Pferde großteils ganzjährig im Freien – selbst im Winter. Die Tiere sind an raues Wetter angepasst und brauchen lediglich Windschutz und ausreichend Raufutter. Diese Haltungsform ist besonders pferdegerecht und unterstützt ihr natürliches Verhalten.
Auch Studien belegen12: Islandpferde, die in Gruppen auf der Weide gehalten werden, zeigen mehr Bewegung, besseres Sozialverhalten und häufigeres Liegen als Pferde in Einzelboxen.
3.4.1. Vergleich: Haltung in Island vs. im Ausland
Merkmal | Island | Ausland (konventionell) |
---|---|---|
Haltungstyp | Offenstall / Weide | Boxenhaltung mit eingeschränktem Auslauf |
Klima | Kalt, trocken, windig | Variabel, oft wärmer und feuchter |
Gruppenzusammenhalt | Natürlich stark ausgeprägt | Teilweise isoliert |
Krankheiten | Gering bis nicht vorhanden | Breites Krankheitsspektrum |
3.5. Regelmäßige Pflege
Wie jede andere Pferderasse benötigen auch Islandpferde regelmäßige Pflege, besonders wenn sie außerhalb Islands gehalten werden.
- Hufpflege: Islandpferde haben besonders harte, schnell wachsende Hufe – eine Folge der natürlichen Auslese auf hartem Untergrund. Ohne regelmäßiges Korrigieren drohen Fehlstellungen und Lahmheiten.
- Zahnkontrolle: Einmal jährlich wird empfohlen
- Entwurmung: 1-2 mal jährlich, nach Absprache mit dem Tierarzt über ein Entwurmungsprogramm, auch das Einsenden von Pferdekotproben zur Analyse ist wünschenswert
- Impfungen: Je nach Haltungsland individuell notwendig
Ein häufig unterschätzter Punkt ist, dass Islandpferde zwar robust sind, aber keinesfalls „pflegefrei“. Sie benötigen dieselbe Grundversorgung wie jede andere Rasse – plus eine artgerechte, möglichst naturnahe Umgebung, in der sie ihr Sozialverhalten ausleben können.
- Verfilzungen und Hautprobleme zu vermeiden
- Feuchtigkeit abzutransportieren
- Temperaturregulation zu unterstützen
Auch bei Sommerekzem ist gründliche Fellkontrolle notwendig, um entzündete Stellen frühzeitig zu erkennen.
4. Fütterung und Ernährung des Islandpferdes

Die Ernährung spielt beim Islandpferd eine besonders wichtige Rolle, da es als sogenannter „leichtfuttriger Typ“ gilt. Das bedeutet: Diese Pferde verwerten Futter extrem effizient und nehmen oft schon bei geringer Futtermenge an Gewicht zu13 .
Diese Fähigkeit hat sich über Jahrhunderte auf Islands kargen Weideflächen entwickelt – lange Winter, mageres Gras und wenig verfügbarer Nährwert haben ein Pferd entstehen lassen, das mit wenig auskommt.
Diese genetisch verankerte Sparsamkeit des Stoffwechsels bedeutet allerdings, dass Islandpferde in futterreichen Umgebungen besondere Sorgfalt benötigen. Ohne kontrollierte Fütterung drohen gesundheitliche Probleme wie Übergewicht und Stoffwechselstörungen.
Ähnlich wie beim Islandpferd ist auch bei, leichtfuttrigen Rassen wie dem Haflinger ein faser- und mineralstofforientiertes Fütterungskonzept essenziell – besonders, da auch Haflinger häufig auf energiereiches Kraftfutter verzichten sollten. Mehr dazu findest du in unserem ausführlichen Leitfaden zur Haflinger-Fütterung.
4.1. Besondere Fütterung bei Atemwegs- und Zahnerkrankungen
4.1.1. Equines Asthma (RAO) / COPD
Islandpferde sind zwar widerstandsfähig, können aber wie andere Rassen an chronischen Atemwegserkrankungen leiden. Dazu zählen das Equine Asthma, auch bekannt als Recurrent Airway Obstruction (RAO), und die chronisch obstruktive Bronchitis (COPD).
Solche Erkrankungen treten besonders dann auf, wenn Pferde in staubigen Ställen gehalten werden oder trockenes, staubiges Heu fressen. Typische Anzeichen sind wiederkehrender Husten, erschwerte Atmung und reduzierte Leistungsbereitschaft.
Die Fütterung spielt eine wichtige Rolle, um die Atemwege zu entlasten.
Geeignet sind angefeuchtetes oder bedampftes Heu, staubarme Einstreu wie Holzspäne anstelle von Stroh, pelletiertes oder eingeweichtes Kraftfutter sowie möglichst viel Auslauf im Freien für frische Luft.
4.1.2. EOTRH (Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis)
Diese vor allem bei älteren Islandpferden auftretende Zahnerkrankung führt zu schmerzhaften Veränderungen an den Schneidezähnen, was Kauen erschwert und oft zu Gewichtsverlust führt.
Bei betroffenen Pferden sollte das Futter angepasst werden, um die Nährstoffaufnahme zu sichern.
Empfehlenswert sind weiches, feuchtes Heu oder Heucobs, zerkleinertes oder eingeweichtes Kraftfutter sowie energiereiche, leicht kaubare Ergänzungen bei Bedarf. Regelmäßige Zahnkontrollen, mindestens einmal jährlich, helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und das Fütterungsmanagement anzupassen.
4.2. Stoffwechsel und Gewicht
Viele Islandpferdebesitzer sagen scherzhaft: „Mein Pferd wird dick von Luft!“ Tatsächlich wurde in Studien belegt, dass Islandpferde bei gleicher Fütterung wie größere Rassen (z. B. Standardbreds) deutlich schneller zunehmen.
Auch der Insulinspiegel ist bei ihnen im Durchschnitt höher, was auf eine stärkere Neigung zur Fetteinlagerung und ein erhöhtes Risiko für Equines Metabolisches Syndrom (EMS) hinweist – eine Vorstufe zur Hufrehe14.
Vergleich | Islandpferd | Großpferd (z. B. Standardbred) |
---|---|---|
Gewichtszunahme bei Standardration | Zunahme | Gleichgewicht oder Abnahme |
Insulinspiegel | Höher | Niedriger |
Risiko für EMS | Hoch | Mittel/Niedrig |
Um dem entgegenzuwirken, empfehlen Ernährungsexperten eine faserreiche, zuckerarme Diät. Auf energiereiches Kraftfutter und saftige Weiden sollte möglichst verzichtet werden. Viele Halter begrenzen die Weidezeit, nutzen Maulkörbe oder setzen auf strukturreiches, mäßig nährstoffreiches Heu.
4.3. Futterbasis: Raufutter an erster Stelle
Die ideale Fütterung eines Islandpferdes basiert fast ausschließlich auf Heu, ergänzt durch Mineralstoffe und Salz. Sowohl Studien als auch Praxiserfahrung zeigen, dass Islandpferde auch ohne Kraftfutter bei guter Kondition bleiben können, wenn das Grundfutter qualitativ ausreicht.
Beispielration (Erhaltung, 360 kg) | Bedarf pro Tag |
---|---|
Heu | ca. 6.5-8 kg |
Salz | frei verfügbar Salzstein und Zugabe von reinem Salz ist zwingend erforderlich |
Mineral-/Vitaminpellets | abhängig von mehreren Faktoren – individuell berechnet |
Diese Ration deckt den Energiebedarf vollständig ab – mit minimalem Zucker- und Stärkeanteil. Wichtig ist jedoch eine gezielte Mineralstoffergänzung, da selbst gutes Heu nicht immer alle Spurenelemente enthält.
4.3.1. Überfütterung vermeiden
Islandpferde haben eine starke Veranlagung zur Gewichtszunahme.
Besonders bei reichhaltigem Gras oder zu großem Heuangebot kann es schnell zu Fettansatz an Mähnenkamm, Schulter oder Kruppe kommen. Um dies zu vermeiden, sollten Besitzer regelmäßig das Körperkonditionsprofil (BCS) überprüfen15.
- Verdickter Mähnenkamm
- Fettpolster über Kruppe und Schultern
- Wenig sichtbare Rippenkontur trotz Bewegung
Bei Bedarf kann die Fütterung reduziert oder angepasst werden – z. B. durch Heunetze mit kleiner Maschenweite oder durch Einweichen des Heus zur Zuckerminderung. Gleichzeitig hilft regelmäßige Bewegung, das natürliche Gleichgewicht zu halten.
4.4. Wasserbedarf
Wie alle Pferde benötigen auch Islandpferde ständig Zugang zu frischem Trinkwasser. In Island müssen Halter im Winter oft Eis aufbrechen oder beheizte Tränken einsetzen, da die Pferde selbst bei extremer Kälte im Freien gehalten werden. Dies ist hier üblich, daher ist eine regelmäßige Kontrolle der Tränken äußerst wichtig.
5. Fazit

Die Fütterung eines Islandpferdes ist keine Frage von Menge, sondern von Anpassung an seinen natürlichen Stoffwechsel. Was für ein Warmblut zu wenig wäre, ist für ein Islandpferd oft bereits zu viel.
Grundprinzipien für gesunde Fütterung | Empfehlung |
---|---|
Faserreich, energiearm | Heu als Basis, wenig bis kein Kraftfutter |
Weiden vermeiden | Begrenzter Weidegang, evtl. Maulkorb |
Mikronährstoffe gezielt ergänzen | Mineralpellets oder Balancer |
Gewicht und BCS regelmäßig kontrollieren | Idealerweise alle ca. 2 Monate |
Viel Bewegung auch bei Haltung in Offenställen | Tägliche Aktivität nötig |
Wer diese Besonderheiten respektiert, sorgt dafür, dass Islandpferde gesund, leistungsfähig und ausgeglichen bleiben – und das auf ganz natürliche Weise.
Schlusswort:
Von seinen Ursprüngen im Zeitalter der Wikinger bis hin zu seiner heutigen weltweiten Bekanntheit wird das Islandpferd dem Titel „großes Pferd im kleinen Körper“ mehr als gerecht.
Diese Zusammenfassung hat die reiche Geschichte der Rasse, ihre einzigartigen körperlichen und charakterlichen Merkmale – vom beeindruckenden Tölt bis hin zur außergewöhnlichen Farbvielfalt und Langlebigkeit – sowie die besonderen Anforderungen an Haltung und Pflege aufgezeigt.
Die Geschichte des Islandpferdes ist eine Erzählung von Anpassung, Widerstandskraft und enger Partnerschaft mit dem Menschen. Es hat einer ganzen Nation beim Überleben in einem rauen Land geholfen – und im Gegenzug wurde es durch Vulkanausbrüche, Hungersnöte und Jahrhunderte der Isolation hinweg bewahrt und geschätzt.
Ob man es nun auf einem sturmgepeitschten Lavafeld in Island sieht oder auf einem Turnier am anderen Ende der Welt – das Islandpferd begeistert durch Freundlichkeit, Robustheit und seinen unvergleichlich sanften Gang.
Am Ende führt alles zu einer einfachen Erkenntnis: Es mag klein sein, doch seine Bedeutung in der Pferdewelt ist riesig.
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