Durchfall beim Pferd – 10 häufige Fehler in Fütterung und Haltung

Durchfall bei Pferden ist nicht bloß eine Unannehmlichkeit – er ist ein Warnsignal, dass in der Fütterung oder Haltung etwas nicht stimmt. Ob es sich um Fohlen beim Absetzen handelt oder um erwachsene Pferde, die verdorbenes Futter aufnehmen – Durchfall weist immer auf eine Störung des empfindlichen Gleichgewichts im Verdauungssystem hin.

Studien zeigen eindeutig, dass die meisten Fälle nicht zufällig auftreten, sondern direkt auf Managementfehler zurückzuführen sind. Plötzliche Futterumstellungen, zu viel Getreide, schlechte Hygiene, fehlende Parasitenkontrolle und sogar der Missbrauch von Medikamenten zählen weltweit zu den häufigsten Auslösern.

Besonders herausfordernd ist, dass Durchfall sehr unterschiedliche Ausprägungen haben kann – von mildem, selbstlimitierendem weichem Kot bis hin zu lebensbedrohlicher Kolitis mit systemischen Erkrankungen. Pferde aller Altersklassen – vom neugeborenen Fohlen bis zum trainierten Sportpferd – sind gefährdet, wenn grundlegende Regeln für Verdauungsgesundheit missachtet werden. Die gute Nachricht: fast alle dieser Probleme lassen sich durch sorgfältige Beachtung von Fütterung, Routine und Stallmanagement vermeiden.

1. Plötzliche Futterumstellung

Pferdekopf frisst Heu aus rotem Eimer

Das Verdauungssystem des Pferdes ist stark von den Mikroorganismen im Dickdarm abhängig. Diese benötigen Zeit, um sich an neue Futtermittel anzupassen. Eine abrupte Umstellung – etwa der Wechsel von einem Heu- oder Kraftfutter auf einen anderen oder die schnelle Einführung von Weidegang – ist ein bekannter Auslöser für Verdauungsstörungen bis hin zu Durchfall.

Garber et al.(2020) beschreiben, kann die plötzliche Gabe unbekannter Futtermittel eine Dysbiose im Darm auslösen: die Faserverdauung verschlechtert sich, die Wasseraufnahme verändert sich, und es kommt zu lockerem Kot. Sogar der Wechsel auf eine neue Heuballencharge oder eine kurzfristige Erhöhung der Kraftfuttermenge kann das Anpassungsvermögen des Darms überfordern.

Darum gilt: Neue Futtermittel müssen über 1–2 Wochen schrittweise eingeführt werden. Nur so kann sich die Darmflora anpassen und das Risiko futterbedingten Durchfalls bleibt gering.

Risikostufe Altersgruppe Typische Symptome Vorbeugung
Hoch (bei abruptem Wechsel) Fohlen & Erwachsene
  • Weicher oder wässriger Kot
  • Mögliche milde Kolik oder Blähungen durch Dysbiose
  • Neue Futtermittel über 7–14 Tage einschleichen
  • Altes und neues Futter mischen
  • Kotkonsistenz während der Umstellung kontrollieren

2. Zu viel Stärke oder Getreidefütterung

Ein häufiger Fütterungsfehler ist die Überfütterung von Getreide (Stärke). Der Dünndarm des Pferdes kann nur begrenzt Stärke verdauen. Gelangt zu viel unverdaute Stärke in den Dickdarm, kommt es dort zu einer Fehlgärung. Dabei entsteht Milchsäure, der pH-Wert sinkt, und nützliche Bakterien sterben ab. Stärkereiche Rationen und große Getreidemengen pro Mahlzeit sind große Risikofaktoren für einen Durchfall.

In Extremfällen – etwa wenn ein Pferd in die Futterkammer einbricht und große Mengen Getreide frisst – kann die massive Gärung zu Colitis, Kolik und sogar Hufrehe führen.

Der wichtigste Grundsatz lautet daher: Raufutter zuerst, Kraftfutter nur in kleinen Portionen und bedarfsgerecht.

Risikostufe Altersgruppe Typische Symptome Vorbeugung
Hoch (v. a. bei großen Getreiderationen) Alle, v. a. erwachsene Pferde
  • Wässriger, übelriechender Durchfall
  • Bauchschmerzen (Kolik)
  • Bei Übermaß: Fieber, Apathie, Vergiftungserscheinungen, Gefahr von Hufrehe
  • Max. 2,2 kg Getreide pro Mahlzeit bei einem 500-kg-Pferd
  • Mehrere kleine Portionen statt einer großen
  • Grundration immer aus hochwertigem Raufutter aufbauen
  • Kraftfutter nur ergänzen, wenn zusätzlicher Energiebedarf besteht

3. Zu wenig Rohfaser (geringer Raufutteranteil)

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Pferde sind Dickdarmfermentierer, deren Verdauung auf eine faserreiche Ernährung ausgelegt ist. Ein häufiger Haltungsfehler ist es, zu wenig Heu oder Weidegras anzubieten – das führt leicht zu chronischem Durchfall oder zu dünnem Kot.

Wie Muhonen et al.(2022) betont, reduziert ein Mangel an Rohfaser die Wasserbindungs- und Pufferkapazität des Dickdarms. Ohne genügend langstieliges Raufutter passiert das Futter zu schnell den Verdauungstrakt, und das mikrobielle Gleichgewicht verschiebt sich hin zu weniger nützlichen, schneller fermentierenden Keimen.

Zu wenig Heu führt zudem dazu, dass Pferde aus Hunger Einstreu oder Sand aufnehmen, was Verdauungsprobleme verschärfen kann. In der Praxis bessern sich viele Fälle von unerklärlich weichem Kot deutlich, sobald der Raufutteranteil erhöht wird. Auch Fasermittel wie Rübenschnitzel, Sojaschalen oder Flohsamen können helfen, Wasser zu binden und die Darmflora zu stabilisieren.

Risikostufe Altersgruppe Typische Symptome Vorbeugung
Mittel (nimmt mit der Zeit zu) Fohlen & Erwachsene (v. a. Erwachsene)
  • Chronisch weicher, fladenähnlicher Kot
  • Gewichtsverlust, schlechte Kondition
  • Stalluntugenden wie Holzknabbern (Faserhunger)
  • Mind. 1,5–2 % des Körpergewichts pro Tag an Heu oder Weide
  • Lange Fresspausen vermeiden
  • Leicht verdauliche Faserquellen (z. B. eingeweichte Rübenschnitzel) ergänzen
  • Getreiderationen stets mit ausreichend Raufutter ausgleichen

4. Fütterung von minderwertigem oder verdorbenem Futter

Die Verfütterung von Heu oder Getreide, das verdorben, verschimmelt oder verunreinigt ist, ist ein schwerwiegender Fehler. Solches Futter reizt den Verdauungstrakt und kann Durchfall verursachen. Schimmliges Heu enthält oft Mykotoxine (giftige Stoffwechselprodukte von Pilzen), die die Darmschleimhaut entzünden; Pferde entwickeln nach der Aufnahme schnell Durchfall und Koliksymptome.

Verdorbenes Silagefutter oder Getreide, die durch Nagetiere oder Vogelkot verunreinigt sind, können Krankheitserreger wie Salmonella übertragen. Laut MSD Vet Manual können auch bestimmte Verunreinigungen im Heu gefährlich sein: enthält eine Heuballen z. B. Blasenkäfer, kann das Gift Cantharidin schwere Darmschäden und Durchfall hervorrufen.

Die Folgen reichen von mildem, weichem Kot bis hin zu lebensbedrohlicher Kolitis, abhängig vom aufgenommenen Giftstoff oder Erreger. Entscheidend ist daher eine konsequente Futterkontrolle – die Grundregel lautet: „Im Zweifel lieber entsorgen als riskieren.“

Risikostufe Altersgruppe Typische Symptome Vorbeugung
Hoch (bei Giftstoffen oder Erregern) Alle Altersgruppen
  • Plötzlicher Durchfall, teils blutig
  • Futterverweigerung
  • Bauchschmerzen, Fieber
  • Schwere Fälle: Vergiftungsanzeichen (z. B. Maulgeschwüre durch Blasenkäfer)
  • Schimmliges oder staubiges Heu konsequent aussortieren
  • Futter trocken und abgedeckt lagern
  • Futterstellen vor Nagern und Vögeln schützen
  • Alfalfaheu auf Blasenkäfer prüfen, Erntezeiten beachten
  • Neue Heuballen schrittweise zufüttern

5. Keine schrittweise Einführung von Weidegang

Pferd frisst in Blumenwiese

Wenn Pferde von einer trockenen Ration (Heu/Kraftfutter) auf frisches Gras oder von karger auf üppige Weide wechseln, braucht ihr Verdauungssystem Zeit zur Anpassung. Ein häufiger Fehler ist, die Tiere sofort und unbegrenzt auf saftige Frühjahrsweiden zu lassen.

Junges, schnell wachsendes Gras enthält viele nicht-strukturelle Kohlenhydrate (Zucker, Fruktane) sowie viel Wasser. Das kann das mikrobielle Gleichgewicht im Dickdarm stören und zu Durchfall führen. Oft zeigen Pferde zu Beginn weichen, „Fladen“-ähnlichen Kot, wenn sie auf frische Weiden oder junges Luzerneheu kommen.

Meist ist diese Form des Durchfalls nicht gefährlich und verschwindet, sobald sich die Darmflora anpasst. Dennoch ist sie ein deutliches Zeichen für eine Futterumstellung, die zu abrupt erfolgte. In schwereren Fällen kann es auch zu Koliken oder Hufrehe kommen, ausgelöst durch den Fruktan- und Zuckerüberschuss.

Daher sollte die Weidezeit bei untrainierten Pferden sehr langsam gesteigert werden – beginnend mit kurzen Einheiten von 15–30 Minuten täglich, die allmählich ausgebaut werden. So können sich Mikrobiom und Stoffwechsel an die neue Futterquelle anpassen.

Risikostufe Altersgruppe Typische Symptome Vorbeugung
Mittel (v. a. im Frühling und Herbst) Alle Weidepferde
  • Weicher, „Fladen“-Kot
  • Leichte Blähungen
  • Pferde wirken meist munter und fressen weiter
  • Schwere Fälle: Kolik oder Hufrehe
  • Weidegang schrittweise steigern (15–30 Min., über 1–2 Wochen ausbauen)
  • Fressbremse oder Portionsweide einsetzen
  • Vor dem Weidegang Heu füttern, um Gierfressen zu verhindern
  • Auf Anzeichen von Hufrehe oder anhaltenden Durchfall achten

6. Unzureichende Parasitenkontrolle

Darmparasiten sind weltweit ein großes Thema in der Pferdehaltung, und fehlendes oder falsches Parasitenmanagement ist ein häufiger Fehler, der zu Durchfall führt. Starke Wurmbelastungen – insbesondere kleine Strongyliden (Cyathostominae) bei erwachsenen Pferden sowie Askariden oder Fadenwürmer bei Fohlen – schädigen die Darmschleimhaut und lösen Entzündungen aus (MSD Vet Manual).

Besonders gefährlich sind eingekapselte Larven kleiner Strongyliden, die massenhaft aus der Dickdarmwand ausschlüpfen können. Dies führt zu einer proteinverlustbedingten Enterokolitis, die sich durch chronischen Durchfall, Gewichtsverlust und sogar Bauchwassersucht (ventrales Ödem) äußern kann. Unbehandelt verursachen Parasiten nicht nur Durchfall, sondern auch Abmagerung, Schwäche und Blutarmut.

Häufig zeigen betroffene Pferde eine lückenhafte oder seltene Entwurmung in der Vorgeschichte. Besonders Fohlen sind anfällig: so kann Strongyloides westeri, über die Stutenmilch übertragen, schon in den ersten Lebenswochen zu Durchfall führen.

Ein wirksames Parasitenmanagement besteht aus strategischer Entwurmung auf Basis von Kotuntersuchungen, gezieltem Einsatz von Wurmmitteln, Weidemanagement und regelmäßiger Mistentfernung. Nur so lassen sich Durchfall, Koliken und bleibende Darmschäden langfristig verhindern.

Risikostufe Altersgruppe Typische Symptome Vorbeugung
Hoch (bei fehlender Kontrolle) Fohlen & erwachsene Pferde
  • Chronischer oder intermittierender Durchfall
  • Struppiges Fell, Gewichtsverlust
  • „Wurmbauch“ bei Fohlen (Askariden)
  • Schwere Fälle: Kolik, Ödeme durch Eiweißverlust
  • Tierärztlich begleitetes Entwurmungsprogramm mit Kotuntersuchungen
  • Gezielter Einsatz von Anthelminthika (kein Blind-Entwurmen)
  • Weidepflege: wechseln oder regelmäßiges Abmisten
  • Stuten vor dem Abfohlen entwurmen
  • Fohlen früh gegen Strongyloides behandeln

7. Schlechte Hygiene- und Haltungspraktiken

Reinigung des Pferdestalls

Mängel bei der Hygiene im Stall oder auf der Weide schaffen ideale Bedingungen für infektiösen Durchfall. Ein häufiger Fehler ist, dass Futter- oder Wasserstellen mit Kot oder anderen Keimen verunreinigt werden. So können sich z. B. Salmonellen, eine der Hauptursachen für akuten Durchfall bei erwachsenen Pferden, in Futtertrögen oder Tränken vermehren, wenn diese durch Nagetiere oder Vögel verschmutzt sind. Pferde infizieren sich bereits durch kleine Mengen kontaminierten Futters oder Wassers.

Ebenso problematisch ist es, erkrankte Tiere nicht zu isolieren oder Boxen nach einem Durchfall nicht gründlich zu desinfizieren. Dadurch verbreiten sich Erreger wie Rotaviren (bei Fohlen) oder Coronaviren (bei erwachsenen Pferden) rasch im Bestand. Besonders gefährlich sind unhygienische Bedingungen für Fohlen, da ihr Immunsystem noch unreif ist und sie daher schnell an „Scours“ durch Clostridium oder E. coli erkranken können.

Überfüllte oder unsaubere Ställe erhöhen weltweit das Risiko für Durchfallausbrüche. Dagegen ist bekannt, dass gute Stallhygiene – sauberes, trockenes Einstreu, regelmäßiges Ausmisten und gezielte Desinfektion im Krankheitsfall – die Inzidenz deutlich reduziert. Biosicherheit ist entscheidend: erkrankte Pferde müssen sofort separiert werden, da Keime wie Salmonellen extrem schnell im Stall verbreitet werden.

Risikostufe Altersgruppe Typische Symptome Vorbeugung
Hoch (v. a. in Gruppenhaltung oder überfüllten Ställen) Alle Altersgruppen, Fohlen besonders anfällig
  • Akuter, massiver Durchfall mit Fieber und Apathie (z. B. Salmonellose)
  • Mehrere Pferde oft gleichzeitig betroffen
  • Häufige Dehydrierung
  • Fohlen entwickeln Scours binnen weniger Tage bei schlechter Hygiene
  • Futter- und Wasserstellen sauber halten; kein Füttern am Boden in verschmutzten Bereichen
  • Tränken regelmäßig reinigen, Biofilm verhindern
  • Schädlingsbekämpfung (Nagetiere, Fliegen)
  • Strikte Biosicherheit: erkrankte Pferde sofort isolieren
  • Boxen, Geräte und Zubehör nach Krankheitsfällen gründlich desinfizieren

8. Stress durch Handling und plötzliche Änderungen

Stress ist bei Pferden nicht nur ein emotionales, sondern auch ein körperliches Thema – er kann direkt zu Durchfall führen. Größere Stressfaktoren wie lange Transporte, abrupte Stall- oder Herdenwechsel, intensives Training oder Turniere sowie andere Managementänderungen können eine sogenannte Stress-Colitis auslösen.

Bei akutem Stress werden Hormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, die Darmbewegung und Durchblutung verändern und das Gleichgewicht der Darmflora stören. Viele Pferdebesitzer beobachten, dass ihr Tier während des Verladens oder bei Turnieren plötzlich weichen Kot absetzt.

Selbst kurzfristiger Stress kann zu vorübergehendem Durchfall führen – etwa wenn ein Pferd nach dem Transport einen Haufen loser Äpfel absetzt, obwohl es sonst festen Kot hat. Normalerweise ist das harmlos und klingt von allein ab. Wird Stress jedoch mit anderen Faktoren wie Futter- oder Wasserumstellung kombiniert, kann das Problem deutlicher ausfallen.

Auch Fohlen beim Absetzen sind stark betroffen: hier wirken Futterumstellung und psychischer Stress gleichzeitig, weshalb Absetz-Durchfall („Weaning Diarrhea“) sehr häufig ist. Laut Razzuoil et al. (2016) lässt sich dieses Risiko deutlich senken, wenn man Fohlen frühzeitig an Krippenfutter heranführt und sie möglichst sanft absetzt.

Grundsätzlich gilt: Pferde sind Gewohnheitstiere. Je gleichmäßiger der Tagesablauf und je behutsamer Veränderungen eingeführt werden, desto geringer ist die Gefahr stressbedingter Verdauungsprobleme.

Risikostufe Altersgruppe Typische Symptome Vorbeugung
Mittel (abhängig von Intensität) Fohlen & erwachsene Pferde
  • Lockerer Kot rund um Stressereignisse
  • Meist selbstlimitierend
  • Begleitsymptome: schwitzen, erhöhter Puls, milde Kolik
  • Konstante Fütterungs- und Bewegungsroutine einhalten
  • Bei Transport/Turnier gewohnte Fütterung beibehalten
  • Ausreichende Erholung vor/nach Belastungen
  • Probiotika, Beruhigungsmittel oder Begleitpferd bei anfälligen Tieren
  • Absetzen stressarm (Creep Feed, schrittweise oder in Gesellschaft)

9. Fehler bei der Fütterung von Fohlen (Absetzen und Milchaustauscher)

Fütterungsfehler bei jungen Fohlen sind eine häufige Ursache für Durchfall („Scours“) in den ersten Lebensmonaten. Ein typischer Fehler ist das plötzliche Absetzen, ohne vorher Krippenfutter (eng. Creep feed) anzubieten. Die abrupte Umstellung von Milch auf Festfutter überfordert den noch unreifen Darm und führt zu Durchfall.

Palmer (2017) bestätigt, dass Fohlen Zeit brauchen, um sich an die Umstellung von Milch auf Heu und Kraftfutter anzupassen. Ein weiterer Fehler ist das Verfüttern von ungeeigneter Milch oder falsch zubereiteten Milchaustauschern. Kuhmilch etwa enthält mehr Fett und weniger Zucker als Stutenmilch und ist daher schlecht verdaulich – sie verursacht oft „Milchscours“. Auch eine Überfütterung mit Milch kann einen osmotischen Durchfall hervorrufen.

Besonders gefährdet sind Waisen- oder Handaufzuchtfohlen: zu konzentrierte Milchaustauscher oder unhygienische Fütterungsgeräte führen rasch zu Fütterungsdurchfällen. Die Lösung liegt in fohlenangepassten Milchaustauschern, strenger Hygiene und einer schrittweisen Einführung von Festfutter. Fohlen, die schon beim Säugen Heu und Krippenfutter aufnehmen, haben beim Absetzen eine wesentlich stabilere Verdauung.

Risikostufe Altersgruppe Typische Symptome Vorbeugung
Hoch (bei Fütterungsfehlern) Fohlen (neonatal bis Absetzer)
  • „Milchscours“: Fohlen wirkt munter, säugt weiter, aber Kot ist gelb und wässrig
  • Absetz-Durchfall: apathie, geringere Futteraufnahme, teils schwerer Durchfall
  • Gefahr schneller Dehydrierung
  • Sicherstellen ausreichender Kolostrumaufnahme nach der Geburt
  • Nur Stutenmilch-Ersatz oder verdünnte Ziegenmilch verwenden (keine Kuhmilch, keine Humanmilch)
  • Regelmäßige, kleine Mahlzeiten statt Überfütterung
  • Creep feed und Heu schon während der Säugezeit anbieten
  • Stressarmes Absetzen (schrittweise oder in Begleitung) und Beobachtung auf frühe Anzeichen von Durchfall

10. Missbrauch von Medikamenten (Antibiotika und NSAIDs)

Bestimmte Medikamente können bei unsachgemäßer Anwendung schweren Durchfall bei Pferden auslösen. Antibiotika-assoziierter Durchfall ist ein bekanntes Problem: Breitbandantibiotika (oral oder systemisch) stören die normale Darmflora und ermöglichen pathogenen Bakterien wie Clostridium difficile eine übermäßige Vermehrung, wie Mada et al. (2024) sagen.

Die daraus resultierende Colitis kann akuten, oft blutigen Durchfall mit Fieber verursachen und lebensbedrohlich werden. Selbst notwendige Antibiotikagaben bergen dieses Risiko – der Fehler liegt jedoch in einer unnötigen oder unkontrollierten Anwendung ohne tierärztliche Begleitung.

Ähnlich gefährlich ist der unsachgemäße Einsatz von nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAIDs) wie Phenylbutazon oder Flunixin. Zu hohe Dosierungen oder eine Langzeitgabe können zu einer right dorsal colitis (Geschwürbildung im Dickdarm) führen, die sich durch Durchfall, ventrales Ödem (Eiweißverlust) und Koliksymptome äußert. Häufig passiert dies, wenn Pferdebesitzer die empfohlenen Mengen überschreiten oder mehrere NSAIDs gleichzeitig verabreichen, in der Annahme, dem Pferd zu helfen. Weltweit verschärft sich das Problem durch den leichten Zugang zu frei verkäuflichen Pulvern oder Injektionspräparaten.

Der Schlüssel liegt in Maß und Kontrolle: Antibiotika sollten ausschließlich nach tierärztlicher Anweisung verabreicht werden, und NSAIDs nur in der niedrigsten wirksamen Dosis für die kürzest mögliche Dauer. Ist eine Langzeittherapie nötig, sollten Magenschutzpräparate und regelmäßige Kontrollen eingeplant werden, um Colitis vorzubeugen. Beziehen Sie immer Ihren Tierarzt mit ein!

Tabelle: Medikamentenmissbrauch und Durchfall

Risikostufe Altersgruppe Krankheitsbild Typische Symptome Hinweise
Hoch (bei unsachgemäßem Gebrauch) Vor allem erwachsene Pferde Antibiotika-Colitis
  • Schwerer, wässriger Durchfall mit spezifischem Geruch
  • Apathie/Depression
  • Tritt meist wenige Tage nach Antibiotikagabe auf
Verursacht durch Breitbandantibiotika, die die Darmflora stören und Clostridium difficile-Überwucherung begünstigen
Hoch (bei unsachgemäßem Gebrauch) Vor allem erwachsene Pferde NSAID-Toxizität (right dorsal colitis)
  • Chronischer Durchfall
  • Gewichtsverlust; ventrales Ödem (Proteinmangel)
  • Leichte, wiederkehrende Koliken
Tritt typischerweise nach Langzeit- oder Hochdosis-Gabe von NSAIDs wie Phenylbutazon oder Flunixin auf

Schlusswort

Durchfall bei Pferden darf niemals als „nur dünner Kot“ abgetan werden. Er ist ein deutliches Warnsignal für ein Ungleichgewicht, das sich rasch zu Austrocknung, Gewichtsverlust, Koliken oder sogar zu einer systemischen Erkrankung entwickeln kann, wenn es unbeachtet bleibt. Die hier beschriebenen Fehler – von plötzlichen Futterumstellungen bis hin zu mangelhafter Parasitenkontrolle – zählen zu den häufigsten, aber auch leicht vermeidbaren Ursachen.

Wer auf schrittweise Futterumstellungen, eine rohfaserreiche Ernährung, sauberes Futter und Wasser, gezielte Parasitenkontrolle, Stressreduktion und den sorgfältigen Einsatz von Medikamenten achtet, kann das Risiko für Durchfall im Bestand erheblich senken. Das Ziel sollte nicht nur sein, eine akute Episode zu stoppen, sondern vorbeugend zu handeln, damit es gar nicht erst dazu kommt.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig: Pferde gedeihen am besten unter konstanten Bedingungen, mit qualitativ hochwertigem Raufutter und in einer sauberen, stressarmen Umgebung. Werden diese Grundlagen eingehalten, bleibt Durchfall die Ausnahme und nicht das wiederkehrende Problem. Besteht der Durchfall jedoch länger oder verschlimmert er sich, ist eine rasche tierärztliche Abklärung unerlässlich, um infektiöse oder systemische Ursachen auszuschließen.

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